Vor der Premiere: Maxine Kazis und Johannes Merz sprechen über die Titelrollen in „Romeo & Julia“

Von Christoph Munk

Kiel. „Ja klar, macht das Spaß!“, sagen Maxine Kazis und Johannes Merz, als der Fotograf sie bittet, auf den Stufen der Bühne intimer zusammenzurücken. In wochenlanger Probenarbeit hat sich zwischen den beiden Schauspielern eine sichtbare Vertrautheit entwickelt. Gut für die Aufführung des Musicals „Romeo & Julia“, dessen Titelrollen sie ab Sonnabend unter freiem Himmel am Kieler Seefischmarkt spielen werden.

William Shakespeares Tragödie einer Liebe, die nicht leben darf, weil zwei Familien unversöhnlich verfeindet sind, bildet die Grundlage: Romeo und Julia – zwei Traumrollen? „Für mich stimmt das auf jeden Fall“, bestätigt die seit zwei Jahren in Kiel engagierte Maxine Kazis spontan. „Spätestens seit ich die Verfilmung von Baz Luhrmann (aus dem Jahre 1996) mit Leonardo di Caprio gesehen habe.“ Was man für die Rolle tun muss? „Möglichst lange jung bleiben“, stellt Johannes Merz mit Blick auf die Partnerin fest, „aber das gelingt Dir ja“. Er hingegen hat nicht unbedingt von Romeo geträumt. „Der ist nicht so cool wie Julia. Die ist von Beginn an schlau“. Aber der Schauspieler – nach Engagements in Rostock, Schwerin und Konstanz jetzt vor allem in Hamburg aktiv – findet es absolut spannend, zu zeigen, wie sich der junge Mann entwickelt: „Zu Beginn wirkt er weich und melancholisch. Doch das Erlebnis der ersten Liebe verändert ihn und macht ihn stark.“

Absolut richtig finden beide Schauspieler, dass die Neuübersetzung des Shakespeare-Textes durch Regisseur Daniel Karasek und Dramaturgin Kerstin Daiber die Geschichte aktualisiert. Da dürfen sie sich statt im 15. Jahrhundert und in Verona ganz im Hier und Heute fühlen, als ein junges Paar, dem man in unserer Zeit überall begegnen kann.

„Ich konnte mich bei der Rollengestaltung sehr auf mich selbst besinnen“, beschreibt Maxine Kazis ihre Arbeitsweise. „Es gelingt mir ohnehin leichter, mich selbst zu befragen: wie ich spreche, wie ich fühle und denke.“ Johannes Merz dagegen neigt bei den Proben eher dazu, sich von Außen eine Figur zu bauen und sich ihr allmählich zu nähern. „Aber in diesem Fall“, so stellte er fest, „war es das beste, die Sätze einfach so zu sagen, wie sie da stehen“. Das „betont jugendliche, fast kindliche Spiel“, das beide anfänglich ausprobiert haben – „das hat uns Daniel Karasek ganz schnell abgewöhnt“.

Romeo und Julia erleben eben ihre erste, ganz große Liebe. „Das macht sie jung“ lautet die gemeinsame Überzeugung der Protagonisten. „Das ist universell und stimmt heute noch.“

Das Spiel unter freiem Himmel auf der eigens errichteten, steilen Bühne vor der Neuen Salzhalle am Seefischmarkt fordert den Akteuren besondere Anstrengungen ab. „Die ungewöhnlich hohen Treppen musst du erst mal in den Körper kriegen“, sind sich Maxine Kazis und Johannes Merz einig. Gewöhnungsbedürftig sei auch die Tonverstärkung über „In Eear Monitoring“, also Knopf im Ohr und Mikro am Mund. „Aber man vermeidet damit eine artifizielle Diktion“, hat die Julia-Darstellerin festgestellt. Und ihr Romeo-Partner ergänzt: „Man kann damit auch ganz intim sprechen“.

Dem Musicalgesang kommt die Technik ebenfalls zugute. Die 15 Songs von Peter Plate und Ulf Sommer scheinen den beiden Darstellern dank ihrer Ausbildung und einschlägigen Erfahrung zu liegen. Und von strengen Choreografien bleiben die Solisten verschont: „Beim Tanzen improvisieren wir“. Aber Romeo sieht sich reichlich in präzis einstudierte Kampfszenen verwickelt. „Um dafür fit zu werden, musste ich schon ein paar Klimmzüge mehr machen“, gibt Johannes Merz zu. Doch die Mühen scheinen vergessen. Im Endspurt zur Premiere sendet das Duo Romeo und Julia positive Energien: „Ja, es macht Spaß!“