Am 4.9. kommt das neue Album „Läuft bei euch“ der Wise Guys heraus

Von Jörg Meyer

Köln. Noch kein Jahr ist es her, seit das Kölner A-cappella-Pop-Quintett Wise Guys (mit dem aus Kiel stammenden Sänger Nils Olfert) sein Album „Achterbahn“ in die Regale stellte, da erscheint schon das nächste namens „Läuft bei euch“. Wir haben vorab schon einmal reingehört.

Warum so fix? Weil sich die Zeiten so sehr beschleunigt haben, dass manches, „was aufs letzte Album nicht passte, schon jetzt gleich raus musste“, sagt Bariton und Komponist Daniel „Dän“ Dickopf. Die Schlaumeier wollen an den schnell wechselnden Zeitgeistern dran bleiben, deren schwindelnde Pulse fühlen. Das aber nicht als modernistischer Selbstzweck, sondern zu dessen kritischer Beleuchtung. „Was läuft?“, lautet heute die ungeduldige Frage vieler Youngster, deren Beantwortung sie im hastigen Wischen auf dem Smartphone kaum finden. Und genau die beantworten die Wise Guys auf ihre (alters-) weise Weise, wenn sie im geschwinden Uptempo von „Selfie“ jene modische Manie aufs Korn nehmen. Zum Knippsen statt zum Notruf wird das Handy auch von den Gaffern herausgeholt, die in „Gaffen“ zu jeder „krassen“ Katastrophe, ob Unfall oder Alltagsgewalt, sich eins pfeifen, statt zu helfen.

Zeitgeistig und zugleich zeitgeistkritisch: Die Wise Guys mit ihrem neuen Album „Läuft bei euch“ (Foto: www.wiseguys.de)

Zeitgeistig und zugleich zeitgeistkritisch:
Die Wise Guys mit ihrem neuen Album „Läuft bei euch“
(Foto: www.wiseguys.de)

Zeitgeistkritische Texte hatten die Wise Guys schon oft in ihren Songs, jedoch noch nie so scharf und bissig anklagend. Politisches Kabarett auf A-cappella könnte man das fast schon nennen. Denn was „bei euch läuft“, braucht in allzu beschleunigten Zeiten die Abbremsung zum Nachdenken und -hören. Also Lobeshymnen auf „Die wahren Helden“, schlecht bezahlte Krankenschwestern und alleinerziehende Mütter, denen hier eine Stimme gegeben wird. Oder Balladen wie die berührende von „Tim“, das Internet-Mobbing-Opfer. Er stürzte sich in den Rhein, und hinterher will’s keiner gewesen sein. Der neue Bass Andrea Figallo singt nicht nur von diesem Schicksal, er hat den Song auch komponiert – und das gesamte Album produziert. „Er hat es geschafft, dass im Studio eine Atmosphäre wie nie war, wir hätten nicht gedacht, dass unser Gemeinschaftsgefühl noch steigerungsfähig ist“, freut sich Dän über solche einverstandene Eintrittskarte des Neuzugangs.

Nicht nur ein neues Gemeinschaftsgefühl läuft so bei den Wise Guys, auch ein neuer Sound, den das Presseinfo nicht zu Unrecht „einen weiteren Quantensprung“ nennt. Schienen die Wise Guys zuletzt schon recht eingefahr’n auf ihrer „Achterbahn“, gibt’s auf dem neuen Album Nummern wie „Der Rock’n’Roll ist tot“: Eine Parodie auf jenes Lebensgefühl der Fourty-Somethings, das früher alles besser war, und ein perfekter Rock’n’Roll-Song im Geist der Fifties. Heuer ist Herbst, könnte aber wie „Lasst die Sau raus!“ Sommerhit 2016 werden – wenn da nicht schon das nächste Album folgt in diesen beschleunigten Zeiten.

Mit ihrem neuen Album sind die Wise Guys am 3.12., 20 Uhr im Kieler Schloss zu Gast. Infos: www.wiseguys.de.