Die Chinesin Weiqi Wang belebt Kiels Europaplatz mit einer Rauminstallation

Von Christoph Munk

Kiel. Mitten im Getümmel der Konsumenten und Bummler wurde der Europaplatz im Kieler Stadtzentrum zu einem besonderen Ort der Begegnung. Mit 500 kleinen Porträts aus ungebranntem Ton hatte die chinesische Künstlerin Weiqi Wang, Absolventin der Muthesius Kunsthochschule, für ein paar Stunden ein Forum geschaffen, auf dem sich Kommunikation auf drei Ebenen erleben ließ.

Weiqi Wang mitten im Feld ihrer Kleinplastiken als Porträts (Foto mu)

Weiqi Wang mitten im Feld ihrer Kleinplastiken als Porträts (Foto: mu)

Die ungefähr zehn Zentimeter großen Porträts entstanden – Ebene eins – in kurzen, ungefähr 15 Minuten langen Gesprächen der Künstlerin mit den Porträtierten. „Es kam mir dabei auf den Moment der Begegnung an: Wir sehen uns an, wir reden miteinander“, schildert Weiqi Wang den Entstehungsprozess. Nun stehen die menschlichen Bilder in Mini-Format wie zufällig auf einem begrenzten Feld zusammen und sorgen so – Ebene zwei – in den Köpfen der Betrachter für denkbare, die Phantasie anregenden Beziehungen. Und endlich ergibt sich – Ebene drei – unter den Zuschauern dieser stummen, aber beredten Szenerie ein vielfältiges Gespräch.

Weiqi Wangs künstlerische Gestaltung des öffentlichen Raums stößt, unabhängig von ihrem ästhetischen Reiz, absichtsvoll in gesellschaftliche Dimensionen vor. Denn die Künstlerin hat sich die Hälfte ihrer Porträtpartner unter Flüchtlingen gesucht. „Sie gehören zur Stadt“, sagt sie mit gelassenem Selbstbewusstsein, „sie sind ja Einwohner wie wir.“ Auch damit stellt sie die Idee der Begegnung in den Mittelpunkt ihrer Arbeit, die sie mit dem Ziel verfolgt, Kontakte zwischen den angestammten Kielern und den neu angekommenen Flüchtlingen aufzubauen.

Weiqi Wang versteht die Aufstellung ihrer 500 Tonporträts als Abschiedsgeschenk an die Stadt, denn nachdem sie ihr Studium an der Muthesius Kunsthochschule mit dem Bachelor of Arts im Fach Raumstrategien abgeschlossen hat, wird sie ihren Arbeitsschwerpunkt „Kunst im Öffentlichen Raum“ in Berlin weiterverfolgen. Ihre Porträts lässt sie in Kiel zurück: Am Nachmittag, so kündigt sie an, darf jeder Porträtierte seine Minibüste mitnehmen. Eine großzügige Geste zum Abschluss eines gedanklich großen Projektes.