Das Hocktoberfest in der Pumpe kürte die besten Hockstars

Von Jörg Meyer

Kiel. Wo man sich hinsetzt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen kennen keine Lieder, vor allem keine Hocker … Bei der 8. „Meisterschaft der Welt“ der Hocker in der Pumpe gewannen jene, die mit dem Hocker nicht nur akrobatisch, sondern auch in poetischer Choreografie umgingen.

Hockern, das sich break-dancend choreografierte Hinsetzen, ist seit 2001, als die drei Kieler Ben Denn, Orc von Rumänien und Romski Laroid das Hockern entdeckten und seither zu einer Trend-Sport-Art machten, eine Kultur des sich Setzens. Die Barhocker von damals wurden unter anderem mit den robusten Sport-Hockern der Berliner Firma Salzig zu einem Gerät, das zwischen Hip-Hop und Hocken Tanzkunst schafft.

Etwa wenn Philippo aus Oldenburg (Niedersachsen) sich weniger hinsetzt als dem Sitz Biss verleiht. Genauso Sventastic, Hocker aus Berlin, der sich mit dem Biss in einen Apfel hinhockt, mit selbigem im Mund und dem Chapeau auf dem Kopf den Hocker jongliert. Wie schon 2010 und 2013 gewinnt er bei der „Meisterschaft der Welt“ (nicht zu verwechseln mit einer Weltmeisterschaft, auch wenn das Hockern sich inzwischen weltweit verbreitet hat) beim Hocktoberfest 2015 wiederum den ersten Preis.

Hockern, das ist Tanz wie Tanderadei, nie ganz ernst zu nehmen, denn der Spaß steht im Vordergrund. Neben Sventastic und Philippo („krass gesteigert im Finale“, so das Urteil der heute nur hockenden Jury, daher 3. Platz) setzen sich Hannes (Berlin, Preis für den besten Trick und 5. Sieger), Josh aus Kiel mit seiner fließenden Choreografie zu romantischen Raps (4. Preis) und Axel, der aus dem süd-thüringschen Zella-Mehlis bis an die Förde gepilgert ist (2. Preis), durch.

Sventastic (Foto: Michael Kaniecki)

Sventastic (Foto: Michael Kaniecki)

So das Siegesgesetz. Allein, auch die anderen Hinsetzer überzeugen: Laser Lars aus Gaarden mimt im grauen Trainings-Anzug den Home-Settler, sofaisch mehr denn sportiv. Hockey van Almsick (Berlin) schwimmt in der rügenden Ostsee seiner Setzkunst. Alfred Hitchhock schwurbelt in einer Mischung aus „Psycho“ und „Der unsichtbare Dritte“ im Surrealen der Hock-Kunst à la Hollywood.

Vor so viel Hocken muss die Jury grübeln, hockt sich nicht leicht auf ihr Urteil. Glücklich daher, dass das Beifallsvotum des Publikums, abgelauscht von Moderator Günter Setzer (aka Oli Krahe, herrlich und hauteng im weißen Trainingsanzug wie dem Geworte), sich bei den zwei Hocker-Teams für „Hock Boy Hock“ entscheidet, obwohl die Kieler „Hocker Rocker“ nicht minder virtuos „peterten“.

Das „Petern“ ist auch so eine Disziplin des Hockerns: Man lässt den Hocker nach dem „Packen“ hin und her gleiten über den ganzen Körper. Und wenn er „petert“, ist er auch der Paulus, der den Saulus hinter sich lässt. In der Pumpe fügt sich all das, weil es sich so lässig hinsetzt. Und weil alle Akrobatik und Akkorde hoffen lassen aufs artig bis ins Hierher Hocken.