Maybebop spielten im Schloss virtuos auf den Klaviaturen des A cappella-Gesangs

Von Jörg Meyer

Kiel. „Das darf man nicht“ heißt provokant das neue Album, mit dem das A cappella-Quartett Maybebop am Freitag ins fast ausverkaufte Schloss kam. Doch bei dem bejubelten Konzert ging es nicht darum, was A cappella nicht darf, sondern was sie alles kann und damit auch soll – in Dur wie in Moll.

Nicht nur bunt in den Kostümen, sondern auch im Gesang: Maybebop (v.l.: Sebastian Schröder, Oliver Gies, Jan Bürger, Lukas Teske) (Foto: maybebop.de)

Nicht nur bunt in den Kostümen, sondern auch im Gesang: Maybebop (v.l.: Sebastian Schröder, Oliver Gies, Jan Bürger, Lukas Teske) (Foto: maybebop.de)

In der humorig-poppigen A cappella darf man wie die Satire alles, nur beschränken sich die meisten Kollegen von Jan Bürger (Countertenor), Lukas Teske (Tenor, Beatbox), Sebastian Schröder (Bass) und Oliver Gies (Bariton, Komposition) auf den eingängigen Pop mit witzigen Texten. Selbst auf solcher Klaviatur spielen Maybebop weit virtuoser als das Gros des A cappella-Pop – etwa in „Es war gut so“, mit dem sie jeden ESC gewinnen würden. Doch in solchen Schlager-Gefilden wollen sie sich gar nicht bewegen, denn mit bloßer Gekonntheit darf sich Kunst nicht zufrieden geben. Das gilt auch für die Texte (meist auch aus der Feder des begnadeten Komponisten Oliver Gies). So wird zunächst mal der globalisierten Kommunikation via Handy, Facebook, Google & Co. die satirische Stirn geboten: in Songs wie dem Reggae-beatenden „Mein Handy weiß es“ oder dem rockigen „Zuvielisation“.

Damit wäre der Abend gerettet, denn der Applaus ist schon hier gewaltig. Allein, Maybebop wollen nicht nur dürfen, sondern uns zeigen, dass sie auch das darüber hinaus gehende Sollen können. Ihre Version von Schuberts Opus 1 „Erlkönig“ muss so zu einer ergreifenden Mini-Oper mit verteilten Stimm- und Gesangsrollen werden, mit „Angst vor dem Tod“ und „Letzte Worte“ werden Gregorianik und Fugenkunst à la Bach sowohl augenzwinkernd wie kompositorisch meisterhaft gekonnt durchdekliniert. Und „Festung“ ist nicht nur eine Metapher auf die Einsamkeit in den Mauern des Individualismus, sondern auch ein Bicinium nach allen Regeln der Ars nova.

Doch bevor solche musikgeschichtlichen Kassiber zu viel bildungshubern, wenden sich Maybebop ganz offen dem Publikum zu: Frank, A-cappellist aus dem Schloss-Rund, singt als Fünfter im Bunde Jürgen Marcus’ „Eine neue Liebe …“ – für seine Frau und uns alle. In den „Top 10 der Reinkarnationsliste“ feiern Mozart/Falco, Michael Jackson, Westernhagen, Grönemeyer, Lindenberg und Mr. Bombastic (um nur einige zu nennen in diesem multi-musikalischen Medley) parodistischste Urständ’.

Im Impro-Musiktheater schließlich, ein gedurftes und gesolltes Muss in jedem Maybebop-Konzert, treffen sich die zugerufenen norddeutschen Idiome von „Güllebehälter“ bis „Querulantentum“ auf dem „Regenbogen-Ponyhof“.

Dass diese A cappella-Kunst kein solcher ist, haben wir längst verstanden und singen den Sitz-Kanon stehend mit. Mancher auch das „Deutschlied“ am Ende vor zwei Zugaben. Darf man das, wo „Schuld ist eine schwere Last“? Die – Maybebop – dürfen das, weil sie es können und sollen.

Infos und Hörproben: www.maybebop.de.