Patrick Salmen & Quichotte kamen mit „Roof der Wildnis“ in die Pumpe
Von Jörg Meyer
Kiel. Schon good ol’ Goethe wusste, dass es auf das Wort „Mensch“ keinen Reim gibt. Davon lassen sich der Poetry-Slammer (deutschsprachiger Meister 2010) Patrick Salmen und der zweimalige Rap-Slam-Meister Quichotte aber nicht beirren. Als „der Schreiner“ und „der Dachdecker“ waren sie in der Pumpe die hand- und wortgreiflichsten Zimmerleute auf den abschüssigen Dächern der Dichtung.
„Reim dich oder ich fress’ dich“, „wir lauern Klabautermännchen machend auf das K“, könnten die Motti sein, wenn sich die beiden Rheinländer manchen Irrwitz auf die Irrsinne des Alltags zusammenreimen. Nachdem sie sich im einleitenden Video erstmal hip-hop-typisch wie -persiflierend gegenseitig gedisst haben, steigen sie in trauter Handwerkereintracht der Sprache aufs Dach. Salmens sonorer Bass lässt die mitreisenden Muttis im ICE zu einem Panoptikum, wenn nicht Bestiarum der Kleinbürgerei werden. Ein Sprach-Gag jagt hier den nächsten, Stand-Up-Comedy at it’s Bösest. Auch wenn im Gitarren-Blues von Quichotte der Vater mahnt, dass der B-Boy mit Ü30 doch eigentlich zu alt sei für’s hippe Wort-Hopping.
Doch wie gesagt, die beiden lassen sich von solchen Worthülsen nicht abschrecken, nageln die Latten-Witze – „Pok, pok, pok!“ – vielmehr kontinuierlich komisch unter die Dächer deutscher Dichterstuben. Sie wissen, woran sie damit rütteln, denn beide waren schließlich „mal kurz Deutschlehrer“. Als solche ahnen sie auch, dass man das Reimgedicht nur noch retten kann, wenn man den Reim über mindestens sechs Silben ausdehnt und somit auf die absurde Spitze treibt. So entstehen in den klapprigen Kaldaunen der Dichtkunst Preziosen wie „Ich betrachte an der Bar die Bilder, da steht ein Bodybuilder“ oder „Du hast ein breites Kreuz wie Jesus von Nazaret und nimmst den Spätbus ins Lazarett“.
In solchem Unsinnszusammenhang soll man sich auch nicht beim „Fuchsschwanzvergleich“ vor Reimkaskaden wie „Inschallah schwör’ ich dem Installateur“ scheuen. Einen schlechteren Binnenreim habe man leider nicht gefunden. Und der ist, findet das beifallende Publikum, gerade heutzutage „leider geil“.
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