Der Kabarettist Hans-Christian Hoth feierte gemeinsam mit dem Pianisten Caspar Frantz im Kieler Schauspielhaus sein dreißigjähriges Bühnenjubiläum

Von Hannes Hansen

Kiel. Er ist ein Verwandlungskünstler, dieser Hans-Christian Hoth. Einmal, etwa in seinem literarischen Programm Ville Imaginaire, ein Minimalist in auf den Punkt kalkulierter Gestik und Mimik, dann ein Sprachartist, der in atemberaubender Hochgeschwindigkeit auf den Wörtern wie auf einer gigantischen Welle surft, und schließlich noch eine Rampensau, die geschickt grobe Effekte als kontrastive Schocktherapie einzusetzen weiß. Gemeinsam mit dem Pianisten Caspar Frantz feierte H.-C., wie alle Welt den Kieler Kabarettisten nennt, am Sonntagabend im Kieler Schauspielhaus sein dreißigjähriges Bühnenjubiläum.

Caspar Frantz (li.), H.-C. Hoth (re.)

Caspar Frantz (li.), H.-C. Hoth (re.)

Endlich Musik! nennen der Kabarettist und der Musiker, die nach eigenem Bekunden „schon immer“ einmal einen gemeinsamen Bühnenabend gestalten wollten, das Jubiläumsprogramm. H.-C. Hoth brillierte mit Nummern aus einem guten Dutzend früherer Programme, die die ganze Bandbreite seiner Ausdrucksmittel vorführten, Caspar Frantz sorgte mit Musik von Bach, Mozart, Schumann, Chopin, Liszt und Albéniz für das „Seriöse“, das so seriös gar nicht immer war.

Gute alte Bekannte treten auf. Da ist die Handpuppe Edith Noellmann, die – ganz ehemalige große Diva – von einem misslungenen Liebesabenteuer mit dem Fürsten Esterházy tränenreich und bühnenwirksam zu berichten weiß, was umso komischer wirkt, als Caspar Frantz mit Liszts Liebestraum für die eher feinsinnige Untermalung der überdrehten Posse sorgt. Ähnlich eine Szene mit dem geschäftstüchtigen Chirurgen Professor Quertsch, der sich als Begleitmusik für seine brachialen Operationsmethoden und dummen Sprüche ausgerechnet ein Bach-Präludium wünscht. Andererseits schmettert der aalglatte Finanzberater Felix Weltrang Kapitalismuskritiker jeder Couleur mit den Worten „Ihr Geld ist nicht weg, es ist nur woanders“ ab. Die Kaltschnäuzigkeit solcher Maximen macht bei allen komischen Effekten frösteln, vor allem, weil sie nicht einmal zynisch wirkt, sondern sich als  menschenfreundlich und trostreich zu tarnen versucht.

Von ganz anderem Kaliber ist der Pastor, ein skurriler Seelsorger, der mit ausholender Gestik, clownesker Mimik und weit hergeholten Vergleichen auf das große Credo „Wir Nieten müssen zusammenhalten“ zusteuert.

Ein Feuerwerk des Witzes und stupender Wandlungsfähigkeit zwischen Nachdenklichkeit und krachledernem Humor präsentierte H.-C. Hoth mit seiner Varietyshow aus dreißig Bühnenjahren. Caspar Frantz sorgte, wo nötig und möglich, ebenso für den musikalischen Rahmen wie für eigene Akzente.