Holger Teschkes Liebeserklärung an „Mein Cape Cod“
Von Hannes Hansen
Kiel. Man meint, den Sand zwischen den Zehen zu spüren, das Salz des Ozeans auf den Lippen zu schmecken, das Tosen der Wellen und das Heulen des Windes zu hören, liest man Holger Teschkes im Mare Verlag erschienene, als Buch getarnte Liebeserklärung „Mein Cape Cod“. Die Insel vor der Küste von Massachusetts – erst seit einhundert Jahren durch den Cape Cod Canal vom Festland getrennt – ist ihm zur zweiten Heimat geworden, seine Bewohner und Feriengäste zu Freunden, seine Museen, Galerien, Bibliotheken, Buchhandlungen und Antiquitätenläden zu Fundgruben, aus denen er Zeugen der reichen Geschichte von Cape Cod holt.
Holger Teschke erzählt von den „Pilgervätern“, die auf der Suche nach dem Neuen Jerusalem, der „Stadt auf dem Hügel“, England auf der Mayflower verließen, vor der Küste der sandigen Halbinsel ankerten und eine Erkundungsparty an Land schickten, bevor sie sich auf dem Festland, nur wenige Kilometer von Cape Cod entfernt, niederließen. Er erzählt von den Indianern, ohne deren Hilfe die ersten weißen Siedler in Neuengland den ersten Winter nicht überlebt hätten und denen die von ihrer göttlichen Sendung durchdrungenen Puritaner, deren Wirken zum Gründungsmythos der USA gehört, zum Dank ihr Land raubten.
Holger Teschke weiß Geschichten von indianischen, von weißen Kapitänen versklavten Walfängern zu erzählen, von Herman Melville, dem die Legenden von einem riesigen, rachedurstigen Wal die Idee zu seinem Moby Dick gaben, von portugiesischen Muschelfischern oder von dem griesgrämigen Maler Edward Hopper, der die durchaus beachtenswerten künstlerischen Fähigkeiten seiner Frau verspottete und der er sogar das Malen verbieten wollte.
Durch all dies Geschichten weht der Atem des Meeres, gellen die Schreie der unzähligen Seevögel, die auf Cape Cod ihre Heimat haben, und geistert das Nachleben der ersten Bewohner der Halbinsel. Der 1958 geborene Rüganer (so nennen sich de Bewohner Rügens tatsächlich), der bis 1980 zur See fuhr, bevor er in Berlin Schauspielregie studierte und sich als Autor und Dramaturg in Deutschland und den USA etablierte, ist immer noch ein wenig ein Old Salt, ein mit allen Wassern der sieben Meere gewaschener Seebär. Wer Inseln und, die See ebenso liebt wie Prosa, in der sie bildhaft vor dem inneren Auge erstehen, kommt an dem Buch nicht vorbei.
Holger Teschke: „Mein Cape Cod. Eine transatlantische Liebeserklärung“, mareverlag, Hamburg 2015, ISBN 978-3-86648-217-3, 232 S., 18 €.
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