Das Leipziger Blechbläserquintett emBRASSment begab sich in der St. Jürgen Kirche auf eine weihnachtliche Weltreise

Von Jörg Meyer

Gettorf. Wie unterschiedlich die Weihnacht weltweit wahrgenommen werde, habe man sich bei der Programmgestaltung gefragt, erzählt Nikolai Kähler, Tubist des Leipziger Blechbläserquintetts emBRASSment. Vom 16. bis ins 21. Jahrhundert und von Sachsen bis nach Südamerika führte daher die musikalische Weltreise am Freitag in der Gettorfer St. Jürgen Kirche, vom Adventschoral bis zum swingenden „Hallelujah“ à la „When The Saints Go Marching in“.

Das Leipziger Blechbläserquintett emBRASSment (Foto: www.embrassment.de)

Das Leipziger Blechbläserquintett emBRASSment (Foto: www.embrassment.de)

In Händels „Tochter Zion“ beginnt solche Reise gleich mit Kontrasten. Weich wie das Wachs der Adventskerzen klingen Horn (Thomas Zühlke), Posaune (Lars Proxa) und Tuba eingangs, bevor ihnen Trompete (Christian Scholz) und Flügelhorn (Moritz Brandenburger) funkelnde Lichter aufsetzen. Zwischen warmer Sanglichkeit im Piano und glänzendem Forte wechseln die Blechbläser, die allesamt an der Leipziger Hochschule für Musik und Theater studierten und sich dort vor 15 Jahren zum Quintett emBRASSment formierten, auch im Folgenden virtuos und loten so die Klangvielfalt ihres Instrumentariums aus. Festlich lassen sie die Bass-Arie „Großer Herr und starker König“ aus Bachs „Weihnachtsoratorium“ erstrahlen, flink tänzeln sie durch den Chor „For unto us a child is born“ aus Händels „Messias“, den ihr sächsischer Landsmann einst in Dublin uraufführte.

Weitgereist, nämlich von München bis Venedig, war seinerzeit auch Johannes Eccard. Sein Adventschoral „Übers Gebirg Maria geht“ klingt somit italienisch frisch, statt nach der sprichwörtlich deutschen Weihnacht. Auch ins märchenhafte Weihnachtswunderland führt die Weltreise – mit Suiten aus Engelbert Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ und Tschaikowskys „Nussknacker“. In letzterem Ballett tanzt man unterm Tannenbaum mal arabisch-orientalisch, dann einen ausgelassen russischen Trepak, Steilvorlagen für emBRASSment, gleichsam multikulturelle Klangwelten aufzuspannen.

Über den großen Teich reisen sie dann flugs nach Amerika, wo man die Weihnacht bekanntlich mehr von der fröhlichen als der besinnlichen Seite her feiert. So sind in Arthur Frackenpohls „Christmas Jazz Suite“ die „Jingle Bells“ vor allem swingende. Und auch, dass im weihnachtlichen Stall eine Samba getanzt wurde, scheint nicht ganz unwahrscheinlich, folgt man mit emBRASSment Juliane Greplings „Choral Samba“ auf Bachs „Ich steh’ an deiner Krippen hier“.

Infos und Hörproben: www.embrassment.de.