Ingo Appelt gastierte mit neuem Programm „Besser … ist besser!“ im ausverkauften Metro-Kino

Von Jörg Meyer

Kiel. Einen Ruf hat Ingo Appelt nicht zu verlieren, denn er gilt als „die Drecksau der deutschen Comedy“, mit welchem Ehrentitel er im ausverkauften Metro-Kino begrüßt wird. Freilich gelobt er Besserung und zieht mit seinem neuen Programm „Besser … ist besser!“ die Karre noch schmuddeliger aus dem Dreck der hohen Kunst der Beleidigung.

„Ich habe mich gewandelt, bin vom Dreck-Saulus zum Paulus konvertiert“, bekennt Appelt gleich zu Beginn, will ein modisches „Zeichen gegen den Terror“ setzen und nicht nur Flüchtlinge, sondern auch „Männer integrieren“. Augenzwinkernd, versteht sich, und alles beleidigend, „was nicht bei Drei auf den Bäumen ist“, namentlich die von „Töten und Testosteron“ benebelten Geschlechtsgenossen. Vorher aber gönnt er sich ein paar Dreckschleudern auf das vergehende Jahr von Griechenland-Krise bis zum VW-Abgasskandal. Bei letzterem seien ja buchstäblich „Drecksäue“ am Werk und denen schickt er nun ihren Dreck postwendend sarkastisch zurück. A propos: Für Großprojekte braucht’s solche „Drecksäcke“: „Die Mauer stand über Nacht, aber den Berliner Flughafen kriegen sie einfach nicht fertig.“

Beleidigt nicht nur die Geschlechtsgenossen besser denn je – Ingo Appelt (Foto: Felix Rachor)

Beleidigt nicht nur die Geschlechtsgenossen besser denn je – Ingo Appelt (Foto: Felix Rachor)

Ein nicht weniger schwieriges Großprojekt sind für Appelt nach wie vor die Männer. Schon im Vorgängerprogramm „Frauen sind Göttinnen – wir können nur noch beten“ hatte er sie auf den Platz als „Dienstleister für Frauen“ verwiesen. Jetzt definiert er diese Rolle der Eman(n)zipation noch böser, denn schließlich machten „Männer, wenn man sie alleine lässt, nur Mist“ – etwa als Copiloten bei German Wings … Geschmacklos wie die noch besser „schlechten Ministrantenwitze“, wo sich „Katholiken auf Ficken reimen“? „Herrschaften, das kann nicht euer Ernst sein, dass ihr da nur betreten lacht“, feuert Appelt das Publikum an. Erfolgreich, denn er kann noch besser mit Dreck werfen, zumal in seinen Parodien aus nunmehr 25 Jahren auf den dreckigen Brettern, die die Welt (be-) deuten. Da kriegen nicht nur Kollegen wie Mario Barth und Dieter Nuhr ihr schmieriges Fett weg, auch mit Herbert Grönemeyer und Til Schweiger erweisen sich Männer als Karikaturen ihrer selbst, kleinlaut „brüllend statt sprechend“ – so wie beim Geschlechtsverkehr.

Aber Achtung! Auch Frauen sind vor Appelts Kunst der besseren Beleidigung nicht sicher. Ob Veronica Ferres, „das Miststück des deutschen Kinos“, Heidi Klum, „eine Frau wie eine Hundehütte, in jeder Ecke ein Knochen“, Merkel, „die Bundesmuschi, gefangen im Körper eines Hosenanzugs“, von der Leyen, „der schnelle Brüter, sieben Kinder in sieben Jahren, charmanter kann man die Wehrkraft nicht zersetzen“, oder auch die „alte Pissnelke“ aus dem Publikum, die mal kurz aufs WC verschwindet. Da bleibt das Lachen schon mal im Halse stecken, doch Appelt kontert: „Ihr seid doch jetzt nicht etwa beleidigt?“ Doch, sind wir, aber im besseren Sinne, denn schließlich muss man sich so viel Haariges auf den Zähnen erstmal trauen, übers Ziel scharf hinausgeschossen inklusive.

„Sorry, aber das muss jetzt auch noch sein“, sagt Appelt, holt nochmal richtig aus und langt eines um das andere Mal kräftig zu, tiefe Griffe ins kabarettistische Klo nicht scheuend und auch sich selbst nicht schonend im Liebeslied auf den eigenen „schrumpeligen Schwanz“. Und auch wenn er das „Ficken-Schild“ nicht mehr so hoch hält wie einst im Quatsch-Comedy-Club, Appelt bleibt sich seinen Sauereien treu – zum großen Amüsement des angenehm beleidigten Publikums.

Infos: www.ingo-appelt.de