Herr Holm feierte sein 25. Dienstjubiläum im ausverkauften Metro-Kino

Von Jörg Meyer

Kiel. Seit 25 kleinkünstlerischen Dienstjahren ist Dirk Bielefeldt „Herr Holm“, der Hamburger Polizeiobermeister (und Ehrenkommissar), dein Freund und Helfer in Sachen skurrilen Humors. Im ausverkauften Metro-Kino beim KN-Comedy-Club ließ er „Die Klassiker“ aus einem Viertel-Bühnenjahrhundert nochmal Revue passieren – humorvoller als die Polizei erlaubt.

Wie er sich ziert in der hohheitlichen Geste, welche ihm die Uniform eigentlich verleiht, wie er schüchtern bis posend federt in den Knien, sich die Mütze zurecht rückt in dauernder Übersprungshandlung. Wie er mit Klemmbrett und eilig darüber schabendem Stift durchs Publikum streift, um „hier mal einen Vermerk zu machen“. Stets dienstfertig, aber so „volksnah“ und „deeskalierend“ wie die Freunde und Helfer heutzutage laut neuer Dienstvorschrift sein sollten. Dirk Bielefeldt ist der Streifenpolizist aus der Nachbarschaft, dein Freund und Helfer in allen Lebenslagen. Aber auch der, welcher Kraft solchen Amtes erst zum Schlussapplaus aus seiner Rolle fällt, die er sich bis zur Verwechselbarkeit der Figur „für Sie immer noch Herr Holm“ mit dem Theatermenschen bis zum darin vollständig Aufgehen angeeignet hat.

Dirk Bielefeldt ist seit 25 Jahren „Herr Holm“ (Foto: Pressefoto)

Dirk Bielefeldt ist seit 25 Jahren „Herr Holm“ (Foto: Pressefoto)

Eine gewisse Tragik liegt darin, wenn ein Künstler so mit seiner Figur verschmilzt. Der tragische Clown blickt einmal kurz hervor, wenn Bielefeldt am Ende die Polizistenmütze ablegt und sich ganz artig ergraut – immer noch nicht ganz von der Rolle – verbeugt. Zugabe? „Nee, die hab’ ich doch schon integriert – in der ersten Hälfte“. Natürlich lässt er sich erweichen und wird in einem Gedicht noch einen Stern mehr auf der Schulter kommissarisch poetisch. Nicht nur ein Unsinnsgedicht, wenn er am Waldesrand sitzt und einsieht: „Entweder es stimmt, oder es reimt sich.“ Beides zugleich geht nicht, im Amt genausowenig wie im Leben.

„Präservative, äh…, präventive Aufklärungs-arbeit“ will Herr Holm leisten, Straffälligkeiten verhindern, bevor sie geschehen. Dass er damit das will, was Theater, Kleinkunst und vor allem Humor können, sagt er nicht explizit, er spielt diese hohe Karte souverän aus. Und die sticht fast immer, trifft ins Schwarze. Grandios seine Pantomimen, wenn er sich hinter dem High-Tech-Wachtresen von modernster, multifunktionaler polizeilicher Maschinerie, vom „Commander Action Control Stuhl“ aus der amtlichen Liegeposition mitten in die karikierte Rambo-Action schnellen lässt – oder mit Gitarre zum Blues des „Bad Cop“ nach Genuss eines aus den Aservaten gedrehten Joints.

Gut, die ollen Kamellen über das Thema, dass Frauen und Männer zwei Welten sind, kennen wir bis zum Erbrechen. Aber wer hat’s erfunden? Holms Rückschau auf 25 Jahre in sowas wie der Hamburger Davidwache erweckt selbst derart Abgenudeltes zu ganz aktuellem Leben. Wie die Bauchredner-Puppe – auch so einer seiner großen Würfe aus all den Bühnenjahren –, die unter seinen Händen so lebendig in der Nase bohrt und den ja nur imaginierten Popel lakonisch ins Publikum schießt, dass wir einmal mehr wissen, was wir an solchen Freunden und Helfern des skurrilen Humors haben.