Beim Voting für die Junge Bühne bei der Kieler Woche 2016 war im MAX Nachtheater der Applaus eher zufällig
Von Jörg Meyer
Kiel. Das Applausometer beim Voting für die 30 Plätze auf der Jungen Bühne zur Kieler Woche 2016 zuckt quer durch alle Dezibel-Zahlen. Im MAX Nachttheater fragt sich darob mancher „Voter“ mit den klatschenden Händen und johlender Stimme, ob das so „Sinn macht“ oder ob man „nicht besser würfeln“ sollte.
Zum elften Mal entschied das jugendliche Kieler Publikum, welche 30 von den 74 Bands, die sich für einen Auftritt auf der Jungen Bühne bei der Kieler Woche beworben hatten, dort spielen werden. Das Auswahlverfahren versucht, demokratisch und unabhängig zu sein. In zwei Sets werden jeweils 37 Bands und Künstler anonym und in zufällig ausgewählter Reihenfolge mit einem 30-sekündigen Audio-Clip präsentiert.
Hat man einen Tag zuvor in der ARD die ESC-Auswahl für „Unseren Song für Stockholm“ gesehen, wirkt das hiesige Voting recht amateurhaft. Kaum hat man hingehört, schon ist es wieder vorbei, und der Applaus, der per Dezibel entscheiden soll, folgt sogleich. „Bevor man sich darüber eine Meinung bilden und laut oder leise klatschen kann, kommt schon der nächste Song“, kritisiert Katharina, 22-jährige Literatur-Studentin und „eigentlich sehr begeistert für all das, was in Kiel und Umgebung an innovativer Musik so läuft“. Enttäuscht geht sie nach einer halben Stunde. „Ich hör mir lieber im Netz ausführlicher an, was Kieler Bands zu bieten haben.“ „Warum gibt es kein Online-Voting, das wäre doch viel besser“, fragt sie.
Immerhin gewinnt der auf „schnellen Konsum, wie das im Netz leider üblich ist – flink an- und wieder wegklicken“ (Katharina) getrimmte Zuhörer zwischen poetischem Singer/Songwriting, hand-gemachtem Neo-Country, Rockabilly-Revival und Hardcore-Metal einen rudimentären Überblick des vielfältigen Musikschaffens in Kiel und drum herum. Die härteren Sachen applausen mehr als die sanfteren. Und das Applausometer schlägt höher aus, wenn eine Fan-Gemeinde einer Band sich im MAX Nachttheater eingefunden hat – und nah am Applaus-Mikro geblieben ist.
Die Abstimmungsgeräte, die bei früheren Votings zur Verfügung standen, heute leider nicht, „waren auch nicht viel besser“, erzählt Stefan Simon von den Jugend- und Mädchentreffs der Landeshauptstadt, die statt des Jugendrings 2016 die Junge Bühne auf der Kieler Woche und daher auch das Voting organisieren. „Aber man sollte das Voting auch nicht zu ernst nehmen, ist halt ein Spiel“, sagt er. Und hat Recht. Aber warum nicht einfach Würfeln?
Wie Würfeln sind die zwei im Raum verteilten Applausometer, deren Mittelwert ermittelt wird. Nicht schlecht gewürfelt dennoch, dass mit 107 Applaus-Dezibel Pretty Sure den Prime-Time-Platz auf der Jungen Bühne gewinnen, gefolgt von Pay Pandora und Fly With Paper Wings.
Die Pause zwischen den zwei Auswahl-Sets und den Schluss vor der Verkündigung der Sieger nach Dezibel füllt das Kieler A-cappella-Quintett Emma umso klingender. Wie darüber dürfen sich sich die wenigeren bis zum Ende Gebliebenen freuen, dass die Junge Bühne auf der Kieler Woche wieder das reiche Musikschaffen in Kiel und Umgebung hörbar machen wird – nicht nur in 30-Sekunden-Clips, aber sicher mit viel Applaus.
Infos und die 27 weiteren für die Junge Bühne Ausgewählten unter www.facebook.com/JungeBuehneKiel
Schreibe einen Kommentar