Das Vollplaybacktheater pantomimte im ausverkauften Schloss nicht nur zum Hörspiel „Die drei ??? und der Phantomsee“
Von Jörg Meyer
Kiel. Stille Wasser sind bekanntlich tief und bergen manchmal wirkliche Schätze. Wenn das Vollplaybacktheater in den „Phantomsee“ taucht, in dem „Die drei ???“ Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews in ihrem zweiten Fall auf der Suche nach einem verschollenen Goldschatz sind, fischt es allerdings nicht den letzteren heraus, sondern dutzende Schätzchen aus Hörspiel, Film und Fernsehen.
„Man sollte vorher nochmal alle Folgen von ’Baywatch’ gesehen haben“, empfiehlt VPT-Spieler Christoph Landwehr in einem Interview zur neuesten Show der vor 19 Jahren gegründeten Wuppertaler Pantomimentruppe. In der Tat ist das hilfreich, aber man erkennt die Badenixe, die da plötzlich aus dem Phantomsee entspringt und sich am Bühnenrand räkelt, auch so als Pamela Anderson. Genauso Mia Wallace und Vincent Vega, wenn sie in der berühmten Szene aus „Pulp Fiction“ ihre exotischen Drinks bestellen, die allerdings von Justus Jonas’ Stimme serviert werden. Und wenn dann auch noch Marty McFly und Doc Brown zurück aus der Zukunft auf die Bühne purzeln, Ring-Sucher Gollum durch Loriots „Ödipussi“ statt Mittelerde stolpert, ist der irre Mix von Zitaten aus Kult-Filmen und -Serien noch lange nicht komplett.

Fischt im „Phantomsee“ des kollektiven Gedächtnisses nach Schätz(ch)en: Das VPT (Foto: www.vollplaybacktheater.de)
Grundierender „Soundtrack“ bleibt zwar das „Drei ???“-Hörspiel, zu dem die Pantomimen Britta Lemon, Christoph Landwehr, Supaknut, Doktor Thomas, Sven Blievernicht, David J. Becher und als Gast Sabrina Kirschner synchron nicht nur die Lippen, sondern auch in grotesken Verrenkungen alle Glieder bewegen. Doch irgendwann hat man vor lauter Sketch-Splittern vergessen, dass man eigentlich „in diesem Film“ ist. Und das ist gut so, denn es ist das Spiel-Prinzip des VPT, das damit im ausverkauften Schloss neben Lach-Salven auch Beifallsstürme hervorruft. Das VPT nimmt uns mit auf eine Reise zu den Kult-Schätzen des kollektiven Gedächtnisses – und zur Freude, diese wiederzuerkennen. „Hey, das ist doch aus ’Wetten dass?’, oder?“, raunt ein Zuschauer seiner Nachbarin zu, als Justus statt am Eis-Lolli an einem Buntstift nuckelt. Genau, hier wird die berühmte „Buntstift-Wette“ aus der TV-Show en passant zitiert – und ganz organisch in das pantomimische Hörspiel eingebaut.
Nicht erst am Ende dieses herrlich wirren Reigens kultiger Schätze schwirrt einem beglückt der Kopf. Und die Hände sind angenehm wund vom Beifall und sich vor Lachen und wissend Kichern auf die Schenkel Schlagen.
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