DaDa wird 100

Von Heiko Buhr

Dada-Almanach von

Dada-Almanach

Kiel. In diesem Jahr feiert DADA mit seiner Anti-Kunst 100. Geburtstag. Ein guter Anlass, um im „DADA-Almanach“ ganz viele Originaltexte zu versammeln, die ein grandiosen Lesevergnügen darstellen. DADA? Da mag der eine oder andere sagen, das ist doch schon lange passé. Gut, die kurze heiße Phase von DADA, die 1916 im Cabaret Voltaire begann, endete tatsächlich bereits wieder Anfang der 1920er Jahre, da die Protagonisten untereinander heillos zerstritten waren. Aber die Bewegung um Künstler wie Hugo Ball, Emmy Hennings, Tristan Tzara, Richard Huelsenbeck und viele andere strahlte nicht nur in die damaligen Kunstmetropolen aus, also etwa nach Berlin, Paris oder New York. Viele Künstler blieben ihren ästhetischen Konzepten auch später weiterhin treu, sondern die Kunstformen und künstlerischen Möglichkeiten des DADA beeinflussten auch später – und das bis in die Gegenwart – Kunst und Künstler ganz wesentlich. Dabei denke man nur an die Performance, die ohne DADA in gewisser Hinsicht gar nicht zu denken ist. Oder, um mal ganz in der Nähe zu bleiben, betrachte den Kieler Lyriker und bildenden Künstler Arne Rautenberg, der in vielen seiner Gedichte ebenso an DADA unmittelbar anknüpft wie mit seinen Wortkunstwerken. Und er ist beileibe nicht der einzige Lyriker, der mit DADA direkt in Verbindung steht. Ein anderes prominentes Beispiel ist Ernst Jandl.

DADA ist also nach wie vor hochaktuell. Wer sich davon einmal direkt an den Wurzeln überzeugen möchte, der schlage den „DADA-Almanach“ auf, ein buchgestalterisch vorzüglich gemachtes Buch, in dem sich viele Lautgedichte, Textbilder und Manifeste der DADAisten finden. Dabei sind unbekanntere Texte neben Klassikern, wie etwa „An Anna Blume (Merzgedicht 1) von Kurt Schwitters oder das Eröffnungs-Manifest (1. Dada-Abend, Zürich, 14. Juli 1916) von Hugo Ball. Mit dieser Sammlung voller quicklebendiger, frecher Texte in der Hand wird man beim Blättern schnell im Sinne von Johannes Baader (Wer ist Dadaist?) selbst ein Dadaist: „Ein Dadaist ist ein Mensch, der das Leben in allen seinen unübersehbaren Gestalten liebt und der weiß und sagt: Nicht allein hier, sondern auch da, da, da ist das Leben!“ Genau, da und da und da im „DADA-Almanach“.

Andreas Puff-Trojan / H. M. Compagnon: Dada-Almanach – Vom Aberwitz ästhetischer Contradiction. Manesse Verlag 2016, 176 S., 39,95 Euro