„Sehnsucht unter Brotfruchtbäumen“ von und mit Felix Zimmer im Kieler Schauspielhaus, Reihe 17
Von Christoph Munk
Kiel. Schreibblockade – von wegen! Seine kreative Krise löst bei dem Drehbuchautor Tankred Fink geradezu einen Schwall von Geschichten aus. Schon am Telefon in dieser Bar auf verlassener Südseeinsel überhäuft er seinen Gesprächspartner – vermutlich seinen Produzenten Jack – mit Ideen, Einfällen, Verwicklungen, Beziehungen. Und das ist erst der Anfang.
Denn Felix Zimmer, seit etlichen Jahren Ensemblemitglied im Kieler Schauspiel, zeigt als Autor seines Monologs „Sehnsucht unter Brotfruchtbäumen“ keinerlei gedankliche Hemmungen. Im Gegenteil. Mag sein Spielplatz in der Reihe 17 mit Tisch, Stuhl, Laptop, Telefon und Tresen im Hintergrund auch karg ausgerüstet sein, überlädt er ihn doch mit einem Wust an Handlung. Besser: Handlungen, aufgelöst in Einzelteile, Bruchstücke, abgerissene Fäden, löchrige Entwürfe, angerissene Bilder, spitzfindige Zitate. Alles verpackt in getrennte Schachteln und dann doch wieder wahllos und irrwitzig durcheinandergewurstelt.
Da soll es zunächst um zwei Brüder gehen, die ihre Mutter vor dem Zugriff eines hinterhältigen Arztes retten wollen. Aber dann kommt die attraktive Architektin Sylvia dazwischen. Ein Scheich taucht auf sowie ein schwarzer Panther. Eine Verschwörungstheorie um eine verschwundene Insel spielt hinein. Eine königsblaue, gefräßige Qualle scheint einem Märchen entstiegen. Was soll Wirklichkeit sein? Was Wahn? Leidet der Erzähler unter Stress, unter Alkohol, unter Tropenkoller? Egal. Am Ende geht ohnehin ein gewaltiger Tsunami über das alles hinweg.
Der Autor Felix Zimmer mutet dem Darsteller Felix Zimmer ein höllisches Tempo, haarsträubende Umstiege durch die verschachtelten Erzählebenen, plötzliche Perspektivwechsel und blitzartige Verwandlungen zu. Und leider wird der Schauspieler den hohen Anforderungen nicht immer gerecht. Denn er geht mit seinen gestalterischen Mitteln eher sparsam um. Und Regisseur Jens Raschke lässt ihn großzügig gewähren, statt durch Manipulationen an Tempo, Timing oder Temperamenten deutliche Markierungen zu setzen. Aber womöglich könnte zu viel Ordnung dieses erzählerisch kurzweilige, aber theatralisch genügsame Räuschlein stören. Jedenfalls zeigte sich das Publikum im Foyer des Kieler Schauspielhauses dankbar amüsiert von Zimmers leichtsinnigem Kamikazeflug durch Kitsch und Klischees.
Info: www.theater-kiel.de
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