Die Musiktheater Kiel und Lübeck bringen 2017 in Kooperation Rossinis
„Die Reise nach Reims“ als Bühnen-Comic heraus

Von Christoph Munk

Kiel. Die beiden Musiktheater in Kiel und Lübeck setzen ihre, bisher auf das Ballett konzentrierte Kooperation, fort und können sich so in der kommenden Spielzeit gemeinsam mit dem Teatro Filharmonico di Verona eine spektakuläre Opernproduktion leisten: Gioachino Rossinis „Reise nach Reims“ („Il viaggio a Reims“) als multimediale Comic-Inszenierung. Die Premiere in Kiel ist für den 28. Januar 2017 geplant, Lübeck zieht am 4. Februar 2017 nach; beide Häuser nehmen die Produktion in ihr Repertoire und Abonnement auf und wollen sie in zwölf (Kiel) und elf (Lübeck) Aufführungen zeigen.

Rossini-Oper als Comic mit lebendigen Sängern: „Die Reise nach Reims". (Cartoon :Joshua Held)

Rossini-Oper als Comic mit lebendigen Sängern: „Die Reise nach Reims“ (Cartoon: Joshua Held)

Die Spezialität der Aufführungstechnik besteht darin, dass der Regisseur Pier Francesco Maestrini die Sänger der Oper vor einer Leinwand agieren lässt, auf der gleichzeitig, koordiniert durch die live gespielte Musik, Comic-Figuren gezeigt werden, die der Cartoonist Joshua Held realisiert. Diese Methode wurde mit großem Erfolg mit Rossinis „Barbier von Sevilla“ in Verona entwickelt; sie soll in einer der kommenden Spielzeiten in Kiel und Lübeck gezeigt werden. Mit einem ähnlichen multimedialen Verfahren, realisiert mit Mozarts „Zauberflöte“, feiert die Komische Oper Berlin gegenwärtig international nachhaltige Erfolge.

Produziert wird „Die Reise nach Reims“ zunächst exklusiv für die Theater in Kiel und Lübeck. So lassen sich, teilten die beiden Chefs der Theater, Daniel Karasek und Christian Schwandt, mit, die Kosten für die Regie und die Herstellung der animierten Cartoons teilen. Einstudiert wird das Werk an beiden Häusern mit unterschiedlichen eigenen Solisten und Gästen und den eigenen Orchestern; für die musikalische Leitung ist jedoch ein Dirigent vorgesehen, voraussichtlich Kiels 1. Kapellmeister Daniel Carlberg.

Für das Land Schleswig-Holstein äußerte gestern vor der Presse im Kieler Opernhaus Kulturministerin Anke Spoorendonk ihre große Freude über die Form der Zusammenarbeit. Sie entspreche „im besten Sinn dem Kooperationsgedanken, wie er im Theaterkonzept des Landes als kulturpolitische Zielsetzung formuliert wird“. Durch die Zusammenarbeit erhöhe sich die Zahl der Spielorte und der Aufführungen, dank der neuen Art der Präsentation könne ein breiteres Publikum angesprochen werden.

Für die Kieler Oper erläuterte Generalintendant Daniel Karasek, dass nur mit den Mitteln beider Häuser gemeinsam die Finanzierung des Produktion zu leisten sei. Lübecks Geschäftsführender Theaterdirektor Christian Schwandt bezeichnete das Vorhaben als „großartige Idee und traumhaftes Projekt“, auf das man in der Hansestadt gern eingestiegen sei. Die Höhe der Kosten für „Die Reise nach Reims“ wollten allerdings weder Karasek noch Schwandt nennen, sie seien jedoch erheblich höher als die üblichen finanziellen Mittel für eine Opernproduktion.