Die Kinderoper „Henrietta und die Feuerfee“ feierte im Theater im Werftpark eine bejubelte Premiere
Von Jörg Meyer
Kiel. Gleich mal vorweg die Moral von der Geschicht’: Fantasie, (Selbst-) Vertrauen und Freundschaft können selbst Höllenfeuer löschen. Oder auch: „Höre auf deine innere Stimme, nicht darauf, was draußen orakelt wird!“ So lernen es Henrietta, ihre Freundinnen und nicht zuletzt die Zuschauer in der Kinderoper „Henrietta und die Feuerfee“ von Sebastian Sprenger (Musik) und Sören Ingwersen (Libretto), die am Freitag eine ebenso farbenfrohe wie bejubelte Premiere im Theater im Werftpark feierte.
Weitere Botschaft der Geschichte von Henrietta, die ihren vermissten Bruder sucht und auf der langen Reise zum „Spiegelsee“ (der Selbsterkenntnis) auch die Feuerfee Lythetia und ihren Geliebten Cyrus vom Bann eines garstigen Orakels befreit: Fantasie ist besser als berechnende Rationalität. Henrietta, die seit dem Verschwinden ihres Bruders in eine geheimnisvolle Gegenwelt mit Feen und Geistern verstummt ist, gilt als Träumerin oder auch neudeutsch „Nerd“. Ihre Eltern schicken sie darob sogar zur Psychiaterin, die mit ihrer wissenschaftlichen Berechnung der Seele aber nichts ausrichten kann. Kein Wunder, denn nur die Fantasie befreit aus den Fesseln, die wir uns selbst anlegen, wenn wir nur realistisch sind.

Kunterneonbunte Fantasiewelt: Die Waldgeister versetzen Henrietta und ihre Freundinnen in sich selbst erkennenden Traum (Foto: Olaf Struck)
Regisseurin Nele Tippelmann und ihr Team (buchstäblich fantastisches, in ständigem Wandel befindliches Bühnenbild: Nina Sievers, neonbunt floureszierende Kostüme: Sabine Keil) übersetzen dieses kleine „Lehrstück“ mit eben der reichen Fantasie, für die es plädiert. Ein überraschender Augenschmaus folgt dem nächsten. Da sind die Waldgeister, die in neongelben Träumen tanzen – vor einer Kulisse aus nicht minder bunten Notizzetteln, mit denen wir nur vermeintlich glauben, unser Leben und Erinnerungen organisieren zu können. Doch allein der Traum eröffnet die Wahrheit, bezwingt die Monster wie den dreiköpfigen Sorebrek alias „Cerberus“, dessen „Password“ man „von hinten lesen muss“, um das Tor zur Hölle zu öffen und deren Feuer zu löschen. Nicht minder überzeugend und die Muppet Show assoziierend ist das vierstimmige Orakel, das sich in seinen salomonisch neon-leuchtenden Lügen verstrickt – Kasperletheater und spielfreudige Komik in einem.
Mal Brecht-Weillsch, dann swingend oder poppig ohrwurmend ist auch die Musik, mit der Mitglieder des Philharmonischen Orchesters unter der fantasievoll zwischen den Genres springenden Leitung von Moritz Caffier die Traumszenerien be-, nicht bloß untermalen. Solche (Klang-) Farbkraft entfalten auch die Gesangssolistinnen des Kinder- und Jugendchors der Akademie am Theater Kiel, nicht zu schweigen von ihren souveränen schauspielerischen Leistungen. Das macht 90 Minuten knallbunt-feurigen Spaß – und lässt uns träumen von einer besseren Welt aus Freundschaft und Fantasie.
Nächste Aufführungen, für die es noch Restkarten gibt: 5. und 7. April, 18 Uhr, Theater im Werftpark. Weitere Termine (zum Teil schon ausverkauft) und Infos: www.theater-kiel.de. Karten: 0431/901 901.
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