Hans-Christian Hoth mit neuer Show bei den Kieler Komödianten
Von Hannes Hansen
Kiel. Der Experte für alles und jedes, Felix Weltrang, weiß, dass „der Mensch für die Weltwirtschaft ein einfacher Kostenfaktor“ ist und im Alter möglichst schnell und geräuscharm entsorgt werden sollte. Der stinkbesoffene Chirurg Professor Blasius ist sich dagegen sicher, dass, wer raucht, säuft und kokst, auch eine Chemotherapie besser übersteht.
Es sind mit karikaturhaften Zügen ausgestattete Figuren, die der Komiker und Kabarettist Hans-Christian Hoth in seinem neuen Programm „Stabile Seitenlage“ auf die Bühne stellt. Gute alte Bekannte aus vielen Bühnenshows, die Hoth bei der Premiere im Kieler Theater Die Komödianten Revue passieren ließ.
Neben den Genannten treten auf: die Nervensäge und Schnapsdrossel Anneliese Nöllmann, für die Männer „das Höchste im Reich des Harmlosen“ sind, der Gemütsathlet Horst „die Strickjacke“, der unbewegten Gesichts an selbiger knispelt und die Welt aus der Sicht des unerschütterlichen Beamtentrottels erklärt, und die Handpuppe Hermann, die vom Patienten zum „Krankenhaustouristen“ mutiert und vor allem eines soll, nämlich der Krankenhausindustrie Geld einbringen. Ein Lehrer drangsaliert als unaufhörlich schleimender Weltverbesserer seine Frau mit der Magermilch der frommen Denkungsart, der Bauer aus der schleswig-holsteinischen Provinz gibt das ebenso bodenständige wie gerissene Cleverle, und die Mutter aus besseren Kreisen verordnet ihrer kleinen Tochter „Gehirnbodybuilding“ schon im zarten Kindesalter.
Blitzschnell wechselt Hoth auf offener Bühne die Rollen. Ein anderes Jackett, ein Hut, eine Strickjacke reichen ihm, um sein Personal zu skizzieren. Und das spielt einmal nachdenklich intellektuell von in die Zukunft verlängerten Gegenwartstendenzen durch, etwa in Hermanns Aussage, man habe ihn für 399 Euro nach Dubai verfrachtet, um die hiesigen Krankenhausbetten für die dortigen Scheichs frei zu machen. Ein anderes Mal dienen Kalauer und grobianische Scherze der Kenntlichmachung einer Wirklichkeit, deren Konturen hinter der karikierenden Überzeichnung nur allzu deutlich werden.
Für solche Rollenwechsel stehen Hans-Christian Hoth eine ganze Reihe von Darstellungsmitteln zur Verfügung. Wenn er mit verschmitztem Lächeln scheinbar gemütlich daherkommt und ganz leise wie nebenbei gesprochen Gemeinheiten absondert, blitzt hinter solch minimalistischer Beiläufigkeit, hinter einem kurzen Blinzeln der Augen, einem Zucken der Mundwinkel gediegene Boshaftigkeit auf. Andererseits kann er auch mit gewaltig ausholenden Gesten, mit Verrenkungen, Grimassieren und hohl tönender Vollmundigkeit die Bühne zum Kampfplatz machen.
Dass manche Szenen etwas sehr breit ausgespielt erscheinen und einer Raffung bedürfen, ändert ganz und gar nichts an der ungemütlichen Einsicht, dass Hans-Christan Hoths Figuren scharf gezeichnete Menschen wie du und ich sind, Getriebene und Gestalter einer Wirklichkeit, deren menschliche Züge zunehmend verblassen.
Karten und Info über weitere Aufführungstermine: www.komoediantentheater.de
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