HG. Butzkos politisches Kabarett gab im KulturForum gewitzte Widerworte zur Lage der Nation

Von Jörg Meyer

Kiel. „Was kann politisches Kabarett heute noch bewirken?“, wird HG. Butzko oft gefragt. Die Antwort gibt der Titel seines neuen Buchs: „Verarschen kann ich mich alleine“. Wo das „Verarschen“ schon die Politik übernimmt, kann man als „besorgter Bürger“ an sie wenigstens die richtigen Fragen stellen – vorzugsweise um die Ecke, wie es das Kabarett gegen alle „Ironie-Resistenz“ tut.

Dabei ist Butzkos Kabarett bewusst nicht so leicht verdaulich wie die Chips-Tüte vor dem TV-Schirm, über den der neueste politische Irrsinn flackert. „Schon eher Gehirn-Jogging, 10.000-Meter-Lauf“, kündigt er uns im KulturForum an. „Höchstens 2.000 Meter davon werden wir in zwei Stunden schaffen“, denn der Irrsinn ist im Marathon. Ob „ein Neonazi DJ werden kann, wenn er den Unterschied zwischen 33 und 45 nicht kennt“, ist dabei noch die einfachere der vielen Fragen. Aber schon das gespitzte bis wütende Wort um die Ecke gedacht, denn wer aus der jüngeren MP3-Generation kennt heute noch Schallplatten und ihre unterschiedlichen Umdrehungen?

HG. Butzkos Kabarett stellt die richtigen Fragen gegen das „Verarschen“ der Politik (Foto: ögyr)

HG. Butzkos Kabarett stellt die richtigen Fragen gegen das „Verarschen“ der Politik (Foto: ögyr)

Sperrig sind Butzkos Analysen, denn undurchschaubar gibt sich auch die Politik. Etwa bei den Geheim-verhandlungen über das Freihandels-abkommen TTIP, wo sich die so genannte freie Marktwirtschaft hinter ver-schlossenen Türen einsperre, damit niemand merke, welche Lobby hier welcher zuwerkt. Auch Jörg Asmussen haben wir längst vergessen, den langjährigen Staatssekretär im Finanz-ministerium, der sich fleißig für die Deregulierung der Bankenwirtschaft ein-setzte und gleichzeitig im Vorstand einer Pleite-Bank nicht unschuldig an der Finanzkrise war. In Schäubles Ministerium, EZB und BaFin macht man so den Bock zum Gärtner. Und niemand merkt es. Außer der Kabarettist, der die richtigen Fragen so formuliert, dass sie nur entlarvend beantwortet werden können von all den Lobbyisten, die letztlich die Demokratie aushebeln.

Der Kabarettist als Warner, das ist ganz alte Schule. Aber notwendiger denn je, denn die Liste der politischen GAUs ist lang, und Butzko katalogisiert sie minutiös (auch tagesaktuell in seinem Blog): Islamistischer und Pegida-Terror, Flüchtlingskrise, NSA et cetera pp. Politische Kabarettisten mit ungeschliffenen Ecken und messerscharfen Kanten wie Butzko werden so nie arbeits- und vor allem nicht fraglos. Und: Wir brauchen sie!

Infos: www.hgbutzko.de