Dagmar Schönleber im Metro-Kino
Von Jörg Meyer
KIEL. Der Altersdurchschnitt des Publikums im Metro-Kino passt zu Dagmar Schönlebers Programm „40 Fieber – zwischen Dope und Doppelherz“: Fourty- und Fifty-Somethings, welche die Krisen des „Mittelalters“ schon hinter sich haben und jetzt mit Schönleber darüber herzlich lachen können.
Wohl auch, weil Dagmar Schönleber anders als manche Kolleginnen ihres Genres und Alters darauf verzichtet, sich humoristisch an aufsteigender Hitze und Orangenhäuten abzuarbeiten. Für sie ist das „Silver Age“ ein goldenes Zeitalter, denn man – und vor allem auch frau – hat zumindest die Pubertät hinter sich und mehr Ahnung vom Leben als die die lustlos „keine Ahnung“ grummelnde Generation Touchscreen. Und ein deutlich geschärftes politisches Bewusstsein, in der Comedy-Szene sonst auch nicht unbedingt Legion. Wer mit dem eigenen Altern fremdelt, sieht in gesellschaftlichen Herausforderungen wie der aktuellen Zuwanderung gern mal den bemoosten Jägerzaun ums abbezahlte Eigenheim bedroht, vergessend, dass man vor paar Jahrzehnten selbst mal revoluzzend über Nachbars Rasen pflügte.
Ein wenig von solchem jungen Geist im Alter könnte hilfreich sein, meint Schönleber und liest ihrer Generation, den „reisenden Rentnern“ auf Kreuzfahrt oder Kreuzrittertour, genauso die Leviten wie den Youngsters von heute. Die meisten der Letzteren sonnen sich in ihrer selbstgewählten Unmündigkeit – oder kommen allzu „tiefsinnig“ altklug daher. Etwa Popbands wie Revolverheld, wo die Texte „einfach schlecht recherchiert sind“. Schönleber nimmt deren Songs textkritisch auseinander und klampft in alter Liedermachertradition dagegen an.
„Sand im Getriebe sein“, das will sie gerade als Ü40 in ihrem selbstironischen Mix aus altgedientem politischen Kabarett und der Gag-Quote hörigen Standup-Comedy. „Ich bin der Teufel, der dich reitet“, singt sie und fordert uns auf, im Alter ein bisschen teuflischer jung zu sein als die Jugend von heute. „Das war jetzt ein bisschen pathetisch“, scherzt sie nach dem letzten ruppigen Akkord, plädiert aber ganz ehrlich für „ein bisschen mehr Pathos und Passion im Alter“. So nämlich kann das Alter kommen, wenn es nicht schon da ist – glücklicherweise.
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