Das Literaturhaus Schleswig-Holstein kündigt den
„Literatursommer Schweiz 2016“ an
Von Christoph Munk
Kiel. „In der Schweiz sind es gleich vier Literaturen, die eine eigene literarische Tradition entwickelt haben.“ Schon mit dem ersten Satz seiner Presseerklärung zum „Literatursommer Schweiz 2016“ weist das Literaturhaus Schleswig-Holstein auf die außergewöhnliche Vielfalt des Gastlandes hin, das ab 19. Juli (Eröffnung 19 Uhr, Stadtbücherei Neumünster) präsentiert wird. Allerdings bezweifeln Geschäftsführer Wolfgang Sandfuchs und Projektleiterin Sara Dušanić, dem literarischen Reichtum ganz gerecht werden zu können.
Die Sprachen Deutsch, Französisch und Italienisch pflegten gegenseitig regen literarischen Austausch, während das Rätoromanisch mit seinen Dialekten ein wenig isoliert dastehe, stellt das Literaturhaus-Team fest. Immerhin ist der Graubündener Autor Arno Camenisch zu Gast. Er schreibe seine Texte auf Rätoromanisch und auf Deutsch und verleihe ihnen einen eigenen Klang. „So lassen sich in einem mehrsprachigen Lyrikparcours Gedichte in allen vier Landessprachen sowie Lyrik in allemannischen Mundarten wiederfinden.“
Dass die Literatur der Schweiz auch durch einen vielfältigen regen Grenzverkehr belebt wird, beweise die in Bukarest geborene, aber inzwischen vor allem in Zürich lebende Autorin Dana Grigorcea, kündigen die Macher im Literaturhaus an. Präzis heißt das: „Sie schreibt in ihrem Roman ’Das primäre Gefühl der Schuldlosigkeit’ aus Perspektive einer Rückkehrerin über das Bukarest der Gegenwart und illustriert dabei Mentalitätsunterschiede zwischen West und Ost.“
Als weitere Gäste des Sommers werden preisgekrönte sehr bekannte Schweizer Literaten angekündigt: Adolf Muschg mit „Die japanische Tasche“, einem „geheimnisvollen Roman über die Liebe und ungeklärte Verwandtschaftsverhältnisse“, Peter Stamm mit seinem neuen Roman „Weit über das Land“, der „alltägliche Fragen des Lebens aufwirft“, und die Schweizer Literaturpreisträgerin von 2015, Monique Schwitter, die sich in „Eins im Anders“ ganz „unkonventionell mit der Liebe befasst“.
Einen ganz neuen Ton in die zeitgenössische Literatur bringe, so heißt es in der Vorschau, Michael Fehr, dessen Roman „Simeliberg“ zugleich „rätselhafte Kriminalgeschichte als auch Klangkunstwerk ist.“ Der Autor befinde sich an der Schnittstelle zwischen der Performance von Literatur und Musikalität von Sprache.
Als Ergänzung zu den Lesungen kündigen die Veranstalter ein Rahmenprogramm an: Der Schweizer Schauspieler Christian Kaiser und der Autor Wolfgang Griep wollen sich in einer szenischen Lesung mit den Beweggründen der Erstbesteigung des Matterhorn von 1865 auseinandersetzen. Das Passieren von Literatur über Landesgrenzen hinweg will die Ausstellung „Literaturlandkarten der Schweiz“ von Barbara Piatti und Anne-Kathrin Weber nachzeichnen. Als Rückkehrerin in ihre Heimat Schleswig-Holstein wird die Schriftstellerin Ursula Priess im Rahmen einer Matinee im Warder Steinpark auf die einheimischen Dichter Ingrid Glienke und Arne Rautenberg treffen.
Wie immer sei es nur möglich, einen kleinen Ausschnitt der vielfältigen Literaturlandschaft des Gastlandes zu präsentieren, bedauern Sandfuchs und Sara Dušanić. Ihr Dank gelte, so versichern sie zum Abschluss, allen Förderern – dem Land Schleswig-Holstein, Pro Helvetia, der Förde Sparkasse – und allen lokalen Kooperationspartnern. Den Besuchern wünschen sie „viel Freude beim Entdecken und in diesem Sinne eine gute Reise! Bun viadi! Buon viaggio! Bon voyage!“
Info und Termine: www.literaturhaus-sh.de
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