Beim 7. Kieler Woche Poetry Slam wurde rappend gereimt

Von Jörg Meyer

Kiel. Dichter sind Clowns, traurige oder böse, wenn sie sich dem Rausch der Reime hingeben. Beim 7. Kieler Woche Poetry Slam auf der wiedermal „gecrowdeten“ Jungen Bühne im Ratsdienergarten traten acht von ihnen, jeweils preisgekrönt, auf und an. Und der Champion kommt aus der Schweiz …

Laurin Buser heißt er und weiß, dass er „im Hamsterrad“ seiner gerappten Reime „ein Trottel seiner selbst ist, ein Gähnen hinter Panzerglas“, der sich „nicht sicher ist, ob es ich oder ein Panther war, der hinter tausend Stäben seine Pläne in den Sand verwarf“. Gegen solche Rilke-Avance setzt der „local hero“ Björn Katzur im Finale seinen bösen Clown und Fördepiraten, am Ende dennoch dem Eid- und Reimgenossen unterlegen.

In der Vorrunde hat sich Buser gegen das Hamburger U20-Talent Victoria Helene Bergemann und ihr Zitat von Kafkas Käfer im gar nicht so „sexy“ BWL-Studium nur knapp durchgesetzt, wie Moderator Björn Högsdals Applausometer ermittelt. Katzur sticht den Dänen Peter Dyreborg aus, im Halbfinale die komplexe Reimkunst des Berliner Slam-Urgesteins Frank Klötgen. Der aus Bordeaux angereiste Maras unterliegt mit seinem auf Deutsch wie ratterndem Französisch perfekt gereimten Freestyle im Halbfinale nicht minder eng Buser. Ein bewegender Moment, als Maras von zitterndem Blatt von den Terroranschlägen in Paris berichtet: Wäre er nicht Rapper, sondern Metalhead gewesen, er hätte Bataclan womöglich nicht überlebt …

Aber die Dichter reimen weiter, gegen den unpoetischen Wildwuchs im Terror und im Internet. Die Kieler Helge Albrecht und Michel Kühn scheiden ungewohnt früh in der Vorrunde aus, obwohl sie sich als wahre Räuber des Reims und seiner Räusche erweisen.

Björn Högsdal mit einer Reimkaskade von James Krüss und Oberbürgermeister Ulf Kämpfer als Schirmherr mit Christian Morgensterns Ironie auf den tierischen Ernst des Reims machen es vor wie alle acht Poeten. Denn es ist nur ein Reimspiel, wer am Ende gewinnt. Nämlich all die Poeten, die, wie es Laurin Buser benennt, „sind in dieser Welt so fremd“. Und daher so vertraut dem Rausch der Reime.