Lesungskonzert „The wonderful Haydn“ mit Martina Gedeck und Sebastian Knauer
Von Jörg Meyer
Plön. Man kennt das: Künstler, die mit ihren Werken nicht nur das Publikum, sondern auch Frauen beeindrucken wollen. Joseph Haydn war in beidem ein Meister, als „Pop-Star“, der nach Jahrzehnten als „Lakai“ am Esterházyschen Hof bei seiner Reise nach London „den süßen Geschmack der Freyheit“ ebenso kostete wie den all der Frauen, die ihm zuflogen. Die Schauspielerin Martina Gedeck (Texte) und Sebastian Knauer (Klavier) gaben Haydn und seinen Frauen beim Lesungskonzert in der fast ausverkauften Plöner Nikolai-Kirche je eigene Stimmen.
Eine Art Emigration war Haydns Konzertreise 1791 in die Musikmetropole London. Befreit „von den Perücken und weißen Strümpfen“ in Esterháza, erwies er sich, von seinem „Manager“ Johann Peter Salomon engagiert, als guter Pfleger seiner Einkünfte. Die Honorare für die zwölf dort von „Die Uhr“ über die „Mit dem Paukenschlag“ bis zur „Oxforder“ entstandenen Sinfonien hatte Haydn rechtzeitig eingeheimst. Blieben nach dem dafür „enthusiatischen Publikum“ die Frauen zu gewinnen.
Martina Gedeck, im zeitgenössischen Kostüm, mimt eindringlich, die sich um Haydn – und er um sie – bewarben. Sein verehelichtes „Biest“ hielt ihn nicht davon ab, Liaisonen quer durch Europa zu knüpfen. Die Operndiva Luigia Polzelli trauert ihrem „Giuseppe“ ebenso nach wie die langjährige Freundin Marianne von Genzinger. Die Frauen sehnen, Haydn hat schon eine Neue: Rebecca Schroeter, der er nicht nur Klavierunterricht erteilt …
Wo Gedeck Haydns Frauen intim und nicht ohne Humor porträtiert, zeigt Knauer ihn in seinen Sonaten Es-Dur und c-moll als Seelenverwandten all seiner vielen Geliebten. „Ich wünschte, er hätte sie von den Handübergriffen befreit, die ich nicht gewohnt bin“, schreibt Marianne über die ihr gewidmete Sonate. Hat er nicht – dann doch der Komponist, mehr seiner Kunst als seinen Frauen verbunden.
13. Juli 2016 um 20:09
??
15. Juli 2016 um 20:44
Kleiner Tippfehler steckt in der Liaison.
Sonst besten Dank fur die schöne Kritik.
15. Juli 2016 um 23:49
Danke für den Hinweis – schon korrigiert 🙂