Bei „Jazz im Park“ trafen hochkarätige Bands auf ein interessiertes Publikum

Von Jörg Meyer

Neumünster. Als „Geheimtipp“ muss sich das bereits zum achten Mal veranstaltete Open-Air-Festival „Jazz im Park“ längst nicht mehr verstecken. Wenn die Organisatoren, der Jazz-Club und die Musikschule Neumünster, den Vergleich „kleine Jazz Baltica“ ziehen, ist das mit so hochkarätigen Ensembles wie der Lübecker Bigband Salt Peanuts, dem Trio Elf, „Tubes and Wires“ um den Klarinettisten und Jazz-Echo-Preisträger Niels Klein sowie dem Martin Dahanukar Quartett nicht zu hoch gegriffen.

Hatte seine diversen Klarinetten „verdrahtet“, um so Science-Fiction-Klänge zu erzeugen: Niels Klein. (Foto: jm)

Hatte seine Klarinetten „verdrahtet“, um so Science-Fiction-Klänge zu erzeugen: Niels Klein. (Foto: jm)

Ist der Himmel über dem lauschigen Park hinter dem Caspar-von-Saldern-Haus zunächst noch bedrohlich wolkenverhangen, locken die strahlenden Bläser der Salt Peanuts eine ebensolche Sonne hervor und wärmen manch fröstelnden Zuhörer mit Swing „in historischen Arrangements“, wie Bandleader Jan-Christoph Mohr ankündigt. „Zu den Wurzeln“ geht es mit Ella Fitzgeralds „Don’t Be That Way“, gesungen in authentisch vielfarbigem Timbre von Friederike Linsmeier. Auch Hanna Prins verleiht „Witchcraft“ geheimnisvolle Zauberkräfte, bevor man mit Jörg Peltzer an der Solo-Klarinette Gershwins „Rhapsody In Blue“ swingende Ehren erweist.

Trio Elf macht den Jazz auf Elektronisch …

Von der – so immer aktuell bleibenden – Historie des Swing geht es mit dem Trio Elf zurück in die Zukunft elektronischer Musik. Mancher puristischer Jazz-Polizist runzelt zwar die Stirn, wenn Walter Lang im eröffnenden „Elf Police“ sein E-Piano mit knarzendem Wha-Wha-Effekt versieht, Gerwin Eisenhauer die Drums shuffelt, als zirpten sie ebenfalls aus einem Elektro-Kasten, und Peter Cudeks Bass Anleihen nicht nur beim Funk, sondern auch Punk und Drum’n’Bass nimmt. Zuweilen etwas vergrübelt wirkt dieser Mix aus klassischem Trio-Sound mit weit gesponnenen Melodien, einer vom Hip-Hop inspirierten Hommage an A. C. Jobim und schließlich sogar einem Cover der US-Punker Blink-182. Dennoch verweist er auf die Zukunft einer so traditionellen Jazz-Institution wie des Piano-Trios.

… und Niels Klein schaltet auf „Warp-Geschwindigkeit“

Science Fiction haben sich Niels Klein und seine treffend als „Tubes and Wires“ benannte Band (Lars Duppler, E-Piano und Analog-Synthesizer; Hanno Busch, Gitarre und Bass; Jonas Burgwinkel, Schlagzeug) explizit zwischen die zahlreichen elektronischen Drähte geschrieben, die aus Kleins Klarinetten von Alt bis Kontrabass Klangwunder machen. Von den zerschredderten Klängen einer „Worn Out Lovesong Machine“ geht es „in dieser handgemachten elektronischen Musik“ (Klein) „mit Warp-Geschwindigkeit“ in die spacig-fernen Welten eines zukünftigen Universums. Ein faszinierender SciFi-Soundtrack für das „Life In Times Of Big Crunch“, der die Geräusche der Jazz-Urknalle widerhallen lässt.

Wie ein Nachhall von Miles Davis’ Trompeten-Sound mutet Martin Dahanukars Gebläse an – intim und träumerisch. Zusammen mit dem kongenial melodiösen Pianisten Michael Haudenschild, Philipp Moll an einem lyrischen Kontrabass und dem behutsam Druck machenden Drummer Willy Kouton entfacht Dahanukar sein „Traumesrauschen“ und rundet so die Klangreise vom Swing zur Science Fiction und zurück, der das Publikum beifällig folgte, schlüssig ab.