„Der Kleine Prinz“ der Komödianten geht in die 24. Saison im Innenhof des Kieler Rathauses
Von Hannes Hansen
Kiel. Mit der weltberühmten, wie in Gold gerahmten Maxime „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“ und der Ermahnung, sich für seine Rose verantwortlich zu fühlen, schickt der Fuchs den kleinen Prinzen aus Antoine de Saint-Exupérys gleichnamigem poetischen Märchen bereits zum vierundzwanzigsten Mal auf die Rückreise zu seinem winzigen Heimatplaneten B 612. Wie immer im Innenhof des Kieler Rathauses und größtenteils unter Beteiligung des bewährten Personals der Kieler „Komödianten“.

Frisch wie eh und je: Der Kleine Prinz (Linda Stach) mit dem Erzähler (Christian Enner). (Foto: Axel Nickolaus)
Auch nach fast einem Vierteljahrhundert wirkt das Stück wie neu und glänzt wie ein frisch gepelltes Ei. Regisseur Christoph Munk hat seine überzeugende Grundkonzeption über die Jahre behutsam erneuert und ohne Originalitätssucht weiter entwickelt.
Von der ursprünglichen Truppe sind Markus Dentler und Markus Schmidt-Relenberg auch diesmal wieder dabei. Der Komödiantenchef gibt im Wechsel mit Thomas Bosch, der ihn in drei Wochen ablösen wird, wie gehabt den herrschsüchtigen König als erbarmungswürdigen Clown, den Geschäftsmann als seelenlose Zählmaschine und den Geografen mit komödiantischer Lust als weltabgewandten wissenschaftlichen Erbsenzähler. Weggefährte und Jazzmusiker Markus Schmidt-Relenberg untermalt, kommentiert und paraphrasiert derweil das Geschehen auf der von Bruno Giurini sparsam, doch sinnfällig ausgestatteten Bühne mit einer immer wieder neu (er)improvisierten Eigenkomposition.

Tiefe und Ernsthaftigkeit einer Freundschaft: Der Fuchs (Ivan Dentler) trifft auf den Kleinen Prinzen. (Foto: Komödianten)
Neu als Ezähler präsentiert sich Anna Nigulis, die sich mit Christian Enner in dieser Rolle abwechseln wird. Linda Stach als Kleiner Prinz bewegt sich mit einer anrührenden Mischung aus Abenteuerlust, naivem Staunen und leichtem Schaudern auf ihrer Reise zu fremden Sternen durch die Welt der meist reichlich skurrilen und exzentrischen Erwachsenen. Das ist neben den Genannten Ivan Dentler, der wie sein Vater mit clowneskem Überschwang den Eitlen gibt, dem Säufer tragische Tiefe verleiht und aus dem Laternenanzünder einen stupiden Befehlsempfänger macht. Seine Paraderolle ist seit einigen Jahren schon die des Fuchses, der wohl vielschichtigsten Figur und des – zumindest in Christoph Munks Inszenierung – geheimen Mittelpunkts des Stücks. Zwischen Scheu, Sehnsucht nach Liebe und Freundschaft und kluger Erkenntnis souverän wechselnd, ist er gewissermaßen das Sprachrohr Saint-Exupérys und seiner Kritik am Wertesytem der „großen Leute“.
Fazit: Sehenswerte Aufführung, die Kindern wie Erwachsenen gefallen sollte.
Info und Termine: www.komoediantentheater.de
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