Die Cappella Musica Dresden konzertierte in der Eckernförder
St. Nicolai Kirche

Von Jörg Meyer

Eckernförde. Die so genannt ernste Musik hatte schon immer ihre heiteren, galanten Seiten, wie die Cappella Musica Dresden bei ihrem Sommerkonzert am Sonntag in der gut besuchten St. Nicolai Kirche zeigte. Dem typisch deutschen Verdikt, dass die „leichte Muse“ sich nicht mit der „ernsten“ einlassen dürfe, folgen die sechs Dresdner, allesamt Solisten in der honorigen Sächsischen Staatskapelle, genauso wenig wie Johann Nepomuk Wendt, der die besten Nummern aus Mozarts „Cosí fan tutte“ für – sagen wir ruhig – Salonorchester arrangierte, eine Anfang des 19. Jahrhunderts verbreitete Praxis. Entsprechend „galant“ und beschwingt präsentieren Susanne Branny und Jörg Kettmann (Geigen), Michael Schöne (Bratsche), Andreas Priebst (Cello) und der künstlerische Leiter Helmut Branny (Kontrabass) das „Potpourri“, an dem Mozart sicher seine Freude gehabt hätte, zumal es in der Oper ja ebenfalls um ein recht galant-frivoles Verwirrspiel geht.

Die Cappella Musica Dresden (v.l.: Helmut Branny, Andreas Priebst, Jörg Kettmann, Michael Schöne, Susanne Branny) (Foto: CM)

Die Cappella Musica Dresden (v.l.: Helmut Branny, Andreas Priebst, Jörg Kettmann, Michael Schöne, Susanne Branny) (Foto: CM)

In der Klanggestaltung ist die Cappella Musica dennoch weit von einer Wiener Kaffeehauskapelle entfernt. Die schmale Besetzung klingt voll wie ein ausgewachsenes Streichorchester mit hoher Tonkultur, weiß aber, den Witz und die Leichtigkeit aus Mozarts Lustspiel zu kitzeln. Nicht anders bei Dvoráks „Zwei Walzern, op. 54“, vom Komponisten selbst aus der Klavierfassung für die Tanzkapelle, in der er in Prag die Bratsche strich, arrangiert. Wie bei Johann Strauß sind die fein gearbeiteten „Galanterien“ nicht bloß Unterhaltungsmusik, vielmehr hohe Kunst des romantischen Ausdrucks.

In diesen Kontext der leichten Muse, die sich doch meisterhafter Komposition bedient, passt auch das „Quartett B-Dur, op. 8“ des jüngsten Bach-Sohns Johann Christian. Der „Londoner Bach“ begründete Mitte des 18. Jahrhunderts das bürgerliche Konzertwesen und gilt als direkter Vorläufer Mozarts, der ihm als sechs-jähriges Wunderkind auf seiner ersten Reise in London begegnete, wie Andreas Priebst in einer seiner ebenso instruktiven wie „galanten“ Moderationen erzählt. Andreas Lorenz spielt darin die Oboe mit virtuoser Eleganz – genauso in Domenico Cimarosas „Konzert für Oboe und Streicher“. Das Werk des Zeitgenossen Mozarts bietet ihm ein weites Feld von tänzerischer Beflügelung im „Allegro giusto“, und sanftem Schwingen in der zauberhaften „Siciliana“. Viel Beifall auch für diese Preziose der leichten Muse mit ernstem musikalischen Hintergrund.