Das norwegische Folk-Rock-Trio Paskalev / Alaska / Van war beim Kunstflecken in Neumünster eine echte Entdeckung
Von Jörg Meyer
Neumünster. „In meinem Leben passiert so wenig, deshalb singe ich Lieder über meine Freunde, Eltern und Großeltern – und über Filme“, sagt der norwegische Singer/Songwriter Mikhael Paskalev beim Kunstflecken-Konzert. So handelt schon der erste Song, bei dem seine Kollegen Jonas Alaska und Billie Van noch nicht mit ihm auf der Bühne in der Werkhalle stehen, von seinem Freund „Joseph“. Und nicht zuletzt vom Liedermachen selbst, von dem Gefühl, dass „Lieder in einem reifen, bevor man sie in die Welt singt“.
Letzteres mit einer Stimme, die kraftvoll bis in erstaunlich hohe Tenor-Lagen ist, zugleich milde in der Erzählung, aggressiv zupackend im zweiten Song mit dem insofern passenden Titel „Push“. „Life is a tragedy, so I push harder“, heißt es darin beinahe rumpelstilzchenhaft, und man ahnt: Hier singt einer, der für seine Lieder brennt, mal so lodernd wie in „Burn“, dann mit sanfterer Kerzenflamme wie im gleichwohl kecken Liebeslied an „Susie“.

Jonas Alaska, Mikhael Paskalev und Billie Van (v.l.) bei ihrem Auftritt in der Werkhalle Neumünster (Foto: ögyr)
Hat Paskalev so schon kräftig folk-rockend vorgelegt, stimmen nun seine Triopartner ein. Zunächst Billie Van, deren nicht minder aufgekratzte Stimme in „Losers“ mehr als Background-Vocal oder Sidekick ist. Die Verlierer, die hier besungen werden, sind keine wirklichen, vielmehr Menschen mit Mut zum Risiko wie die „Bad Boys“ im nächsten Song, wo Jonas Alaska das Trio vervollständigt. Vor allem in den ohrwurmigen Refrains verschmelzen die drei Stimmen zu einer einverstandenen Harmonie, hier singen drei mit gleicher Stimme – und wohl doch von sich und dem alle gleich durchwehenden Geist des Singer/Songwritings. Und auch des Pop, denn den und manchen waschechten Nashville-Sound weben die Drei virtuos in den klassischen Folk-Rock und werden so zu einer „echten Entdeckung“, welche eingangs schon Kunstflecken-Mitorganisatorin Johanna Göb versprochen hatte.
Das Publikum, vom Alter her eher der Generation Dylan zuzuordnen, nimmt solche tänzerischen Impulse – etwa im hippiehaft glam-rockenden „The Surf“ – recht zögerlich auf. Hier wird nur mitgewippt, nicht –getanzt, was aber daran liegen mag, dass man dem Trio gern auch konzentriert zuhört, statt Party zu machen. Oder sich mit ihm erinnert an die bewegten Zeiten der 60er und 70er, denen Paskalevs von den Kultfilmen „The Deer Hunter“ und „Paris Texas“ inspirierte Songs nachsinnen. Solche sind freilich nicht nur Erinnerung, sondern Aufforderung zu erneutem Aufbruch. Der kann so rockig sein wie in „Jive“ oder so hoffnungsvoll wie in „Baby“, einem Lullaby, das Paskalev für sein werdendes Kind geschrieben hat. „Im Dezember werde ich Vater“, verkündet er stolz. Eine einstimmige Familie hat er mit Alaska und Van schon. Und mit dem Publikum, das sich jetzt zugehörig fühlt – dem Trio und seinen Songs, die so viel sagen über unser aller Leben, Leiden und vor allem Lachen.
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