Dr. Bernd Brandes-Druba, Geschäftsführer der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, im Gespräch über Kulturförderung
Interview: Holger Förster
Während es den öffentlichen Haushalten allmählich besser geht, sind die Fördermittel für Kunst und Kultur weiterhin auf einem Tiefststand. Umso wichtiger sind Geldgeber aus dem privaten Umfeld, von Stiftungen und Unternehmen, ohne die unsere kulturelle Landschaft verdorren würde. Die Sparkassen sind da in einer interessanten Doppelrolle: Zum einen sollen sie wirtschaftlich arbeiten, zum andern aber auch die Kommunen bei ihren sozialen und kulturellen Aufgaben unterstützen. Eine Verpflichtung auf den Gemeinnutz, ohne gemeinnützig zu sein. Einen Teil diese kulturellen Aufgaben haben die Sparkassen an ihre Stiftungen delegiert. Der Geschäftsführer der größten und landesweiten Stiftung, Bernd Brandes-Druba, ist damit eine maßgebliche Größe in der Kulturszene des Landes. Unser Gastautor Holger Förster sprach mit ihm.
Als Geschäftsführer der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein vertreten Sie einer der größten Kulturförderer in Schleswig-Holstein. Damit haben Sie Einfluss auf die Ausrichtung der künstlerischen Entwicklung im Lande. Was sind Ihre Ziele?
Als Sparkassen-Finanzgruppe sind wir in der gesamten Fläche des Bundeslandes aufgestellt: von der Stadt über die Dörfer bis hin zu den Inseln. Wir fördern Kunst und Kultur über die landesweit tätige Sparkassenstiftung – ergänzend zu den Förderungen der zwölf Sparkassen in Schleswig-Holstein und deren über 50 regional tätigen Stiftungen – für ausgewählte, möglichst landesweit wirksame Maßnahmen. Diese sollen ein „Beispiel“ geben für die Bemühungen anderer. Die Kulturangebote müssen öffentlich und für möglichst viele unterschiedliche soziale Gruppen zugänglich sein. Sie sollen die Bandbreite der gesellschaftlichen Entwicklungen widerspiegeln – also nicht nur einer bestimmten Region, Gattung oder Kunstrichtung dienen.
Schleswig-Holstein ist ein Flächenland. Die Förderung der Sparkassenstiftung konzentriert sich auf einige wenige kulturelle „hotspots“, in den ländlichen Regionen kommt kaum etwas an. Lohnen die ländlichen Kunstvereine, Ateliers und Initiativen keine Förderung?
Da versuchen wir eine „Ausgewogenheit“ herzustellen, aber das gelingt uns auch und eher über die Kollegen bei den regional tätigen Stiftungen der Sparkassen, mit denen wir uns ständig abstimmen. Aber Ihre Beobachtung trügt: Orte wie Kloster Cismar (Grömitz) in Ostholstein, das Museum Haithabu in Busdorf oder die Nolde Stiftung in Seebüll (die wir beispielsweise fördern) liegen in den ländlichen Regionen. Oder denken Sie an die „Theodor-Storm-Festspiele“ in Hanerau-Hademarschen und das „Artist-in-Parish-Programm“ der Nordkirche im ländlichen Norden des Bundeslandes. Zudem fördern wir landesweite Reihen wie die „Museumszertifizierung“, den „KulturSommer“ oder den „Museumstag“, die in der ganzen Fläche des Landes wirksam sind, nicht nur in den Städten.
Im Sport unterscheidet man zwischen Breitensport und Spitzensport. Spitzensport kann sich ohne Breitensport nicht entwickeln. Nach Ihren Förderrichtlinien werden Projekte nur gefördert, wenn sie von „hoher Qualität“ sind. Nachwuchsförderung sehen Sie nicht als Auftrag der Stiftung?
Objektive Qualitätsmessbarkeit in Kunst und Kultur ist ein schwieriges Unterfangen: aber mit unseren umfänglichen und langjährigen Projektreihen wie „Schoelers leest Platt“ zusammen mit dem Heimatbund und den Bibliotheken oder „Jugend musiziert“, die ausschließlich Kindern und Jugendlichen zukommen, sind wir in diesem Segment wahrnehmbar aufgestellt. Oder nehmen Sie die seit Jahren von uns mit geförderte Initiative des Landesmusikrates „Instrument des Jahres“ – hier setzen wir gezielt – und im bewussten Unterschied zur Förderung des „Spitzensportlers SHMF“ – bei Kindern und Jugendlichen „im Breitensport“ an. Die Stiftung schließt eine institutionelle Förderung weitgehend aus; laufende Kosten werden nicht bezuschusst. Das erschwert die Entstehung einer flächendeckenden Infrastruktur (Atelierräume, Galerien, Ausstellungsmöglichkeiten, Öffentlichkeitsarbeit) ohne die sich künstlerische Qualität kaum entwickeln kann. Es gibt Stiftungen, die als Trägerstiftung fungieren: auch unter unseren bundesweit ca. 750 Sparkassenstiftungen (s. etwa die Stiftung Neuhardenberg in Brandenburg oder in Schleswig-Holstein das „Erlebnis Bungsberg“ in Ostholstein). Aber bei den überwiegend als Förderern tätigen Stiftungen hat sich bewährt, dass projektbezogene Ansätze vorrangig verfolgt werden – und das gilt übrigens ebenso für andere Stiftungen als die der Sparkassen. Vorteile sind hier die Flexibilität und die Aktualität bei den Vorgängen. Kein Stiftungsvertreter sollte den Anspruch setzen, für Alles zuständig zu sein. Kultur lebt von der Vielfältigkeit, und Stiftungen sind nur ein Förderelement neben anderen.
Im Stiftungsrat sitzen Vertreter der Sparkassen und der Politik. Künstler sind dort nicht vertreten. Führt das nicht zu einer arg einseitigen Sichtweise?

Förderprojekt: Ausstellung und Katalog Raffael Rheinsberg und Lilli Engel im Flandernbunker Kiel, 2013
In der Stiftungsverwaltung sind wir – ohne unbescheiden sein zu wollen – nicht ganz ohne fachliche Expertise auf unseren Satzungsgebieten. Wir sind auch keine (reine) „Kunststiftung“. Der Stiftungsrat setzt sich aus erfahrenen Persönlichkeiten aus den unterschiedlichen Regionen des Bundeslandes zusammen – und die würde ich nicht nur auf „Sparkasse“ und „Politik“ reduzieren. Wir zehren in der Verwaltung unserer Stiftung sehr von dem Erfahrungsschatz im Stiftungsrat. Zudem leben wir im offenen Diskurs mit unseren Partnern, insbesondere aus den Bereichen Kunst, Denkmalpflege und Kultur – und beziehen gezieltes Expertenwissen bei anerkannten Fachleuten.
Die Stiftung substituiert anteilig öffentliche Mittel. Während öffentliche Mittel demokratisch legitimiert vergeben werden, unterliegen Ihre Vergabekriterien keiner öffentlichen Einflussnahme. Empfinden Sie das als Problem?
Wir sehen und begreifen uns nicht als „Substituent“ öffentlicher Mittel und streben dies auch nicht an. Im Übrigen wäre das auch vermessen, denn Stiftungen können allenfalls einen sehr kleinen Teil der erforderlichen Fördermittel leisten. Wir freuen uns über jede ausreichende Grund-Förderung von Seiten der öffentlichen Hände sowie über weitere Mittel von Unternehmen, aus gemeinnützigen Quellen oder von Privatleuten für Kunst und Kultur, aber auch für andere gesellschaftliche Zwecke. Zudem versuchen wir nicht nur via Geldmittel, sondern auch mit Service und Ratschlag helfend zu agieren.
Rechtsfähige Stiftungen sind an Recht und Gesetz gebunden; sie unterstehen der Aufsicht der Behörden. Unsere Stiftungen haben Aufsichtsorgane und unterliegen regelmäßigen, jährlichen Prüfungen. Medien wie auch der öffentliche Diskurs, dem wir uns auf Tagungen oder öffentlichen Podien gern stellen, bewirken per se eine „öffentliche Einflussnahme“. Das alles formt unsere Stiftungsarbeit mit, die wir gern und ständig überdenken und anpassen.
Zum Abschluss haben Sie bei der „guten Fee“ drei Wünsche offen …
- Eine höhere Verzinsung unserer liquiden Anlagen bei weiter moderater Inflationsrate
- Weitere Kunst- und Kulturpartner mit interessanten, realisierbaren Projekten
- … und gern noch einmal drei weitere Wünsche.
Weitere Infos: www.sparkassenstiftung-sh.de
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