Ein Erlebnisbericht über die Licht-Klang-Performance von
Gisela Meyer-Hahn und Duo reflexion K in der St. Nicolai-Kirche
Von Jörg Meyer
Eckernförde. Nehmen wir das mal ganz persönlich an, nicht nur als Bericht eines Kulturrezensenten. Denn der Musik- und Lichtspiel-Performance bei der „Langen Nacht der Kunst“ von der Licht-Künstlerin Gisela Meyer-Hahn zur Neuen Musik des Duos reflexion K (Gerald Eckert, Komposition, Elektronik und Cello; Beatrix Wagner, Flöte) kommt man nur berichtend kaum nahe, eher erlebend, wovon hier ein Zeugnis gegeben sei.
Schon vor St. Nicolai begrüßt mich ein bewegtes Lichtspiel in den herbstgilben Blättern der Bäume aus Rot, Grün, Blau und Gelb. „Aux mains de l’espace – aus den Händen des Raums“, so der Titel der Veranstaltung zur „Langen Nacht der Kunst“, drinnen, noch vor Beginn, rotes Streiflicht an den Gemäuern, dunkles Klanggemurmel aus Synthie-Sphären. Doch kein Halloween-Nachklapp erwartet uns, sondern ein Gesamtkunstwerk, eine Licht-Klang-Raum-Oper.

Klang- und Lichtinstallateure: (v.l.) Beatrix Wagner und Gerald Eckert (Duo reflexion K), Gisela Meyer-Hahn. (Foto: ögyr)
Gerald Eckerts „Aux mains de l’espace“ datiert in erster Fassung von 1993. Seither hat es der Eckernförder Komponist immer wieder erweitert. Ehemals rein elektronisch, wird es hier live von Cello (Eckert) und Flöte (Beatrix Wagner) ergänzt wie von Meyer-Hahns Lichtkunst, projiziert auf den Altar und im Rund des Kirchenraums.
Jetzt geht’s los, das Licht flackert, der Altar leuchtet in wechselnden Farben. Oben drüber im linken Eck des Gewölbes manchmal ein zitternder Scheinwerfer: Gott oder Luzifer, der schon dem Namen nach Lichtträger? Oder Licht von der „Erzengelin“, als die Meyer-Hahn in ihrer hageren Gestalt und als Handwerkerin erscheint, virtuos an der Lichtklaviatur.
„Von weither zirpt grausiges Zermalmen“, dichtete ich selbst mal, nun kommt der Vers mir wieder in den Sinn, denn hier scheint er zu leuchten und zu malmen. Der Engel hoch oben auf dem Altar changiert in Licht und Farben seine Schatten. Und drunten, am Altarboden, wider- oder vorscheint die Schöpfung – „Es werde Licht!“ Doch auch der Zweifel an ihrem Klang, Raum und Licht, ob es all das gäbe, fänden wir es nicht wie hier in eigener Welt wieder.
Ich hab’ mal Physik studiert, kenne mich also aus in Raum- und Zeit-Dingen. Jetzt versuche ich, mir dieses Großwerk „anzuverwandeln“. Ich drehe Video, massenhaft Material. Später wähle ich aus wie ein Komponist, verwerfe das meiste, suche nach dem wirklichen Klang, Licht und Raum. Und finde beides in meinen klangerleuchteten Händen – „aux mains de l’espace“.
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