Caro Josée und ihr Trio im KulturForum
Von Jörg Meyer
Kiel. Caro Josée hat viele musikalische Wandlungen durchgemacht: vom Pop-Sternchen in der Hausband des Hamburger Onkel Pö über die mit dem Deutschen Schallplattenpreis 1978 ausgezeichnete beste Nachwuchssängerin, das ebenfalls ECHO-dekorierte, vom Sinti-Jazz inspirierte Album „Turning Point“ 35 Jahre später bis hin zu ihrem jüngsten Album „Summer’s Ease“, das sie zusammen mit ihrem Trio am Sonnabend im KulturForum vorstellte.
Durchaus orientiert am Easy Listening der 70er Jahre, ist ihr Jazz dabei dennoch balladesk wie bei den Jazz-Ladies der 50er und 60er Jahre. Josée erzählt oft augenzwinkernde Geschichten, etwa in „Mona Lisa Luit“ von einer Femme fatale, die man sich von der Musik her wie einen Vamp in einem 60er-Jahre-Krimi vorstellt. Patrick Pagels an der eloquent zwischen Gypsy-Style, Swing und einer Prise Rock’n’Roll changierenden Gitarre, Steffan Dietrichsen auf vulkanisch-coolen Hammond-Tasten und Tammo Bergmann, dessen Schlagzeug all das moderat antreibt, bilden das jeweils passende „Setting“ für Josées filmisch gedachte Balladen.
So vielfältig das Klangspektrum ihres Trios ist auch Caro Josées Stimme, die das „Bad Girl“ ebenso gut mimt, wie die nicht schwarze, aber tief weinrote Stimmung an nicht bloß von südlicher Sonne erhitzten Sommerabenden. Und manchmal, zum Beispiel bei „In Distress“, schimmert sogar die Avance an ein Bond-Girl durch – oder sexy Laszivität in der Hymne an die Highheels aus dem Hause Louboutin. Auch ihre „Bouillabaise“ ist im doppelten Wortsinne „echt scharf“.
Trotz solcher etwas lasziver Frauengestalten, die Josée in ihren Balladen porträtiert, bleibt sie selbst immer lady-like, zeichnet ihre Figuren mit unaufdringlicher Lässigkeit. Eben das erzeugt das entspannte Gefühl, das durch Tango-, Cha Cha-, Bossa-, orientalische und im stilechten „Mr. Django“ auch durch Gypsy-Rhythmen geradezu geistert. Nicht die großen Gesten machen Josées Musik aus, sondern die feinen Anspielungen, denen man sich wie ein Connaisseur hingeben kann. Oder auch als hörender Flaneur quer durch die Spielarten von lebenserfahren gereiftem Modern Jazz.
Infos: www.carojosee.com
Schreibe einen Kommentar