Familientreffen bei der A-cappella-Party im Audimax
Von Jörg Meyer
Kiel. The same procedure as every year – und doch immer wieder überraschend neu und anders: „The one and only“ A-cappella-Party im – wie stets an zwei Abenden ausverkauften – Audimax. Motto diesmal: „Gruppen-Mix“. Und der gelingt perfekt, denn die Kieler A-cappella-Gruppen sind eine Familie, die sich untereinander austauscht und quer durch die große Verwandschaft singt. Zu letzterer gehört auch das treue Publikum, das nicht nur begeistert mitklatscht, sondern auch -singt.
Wenn Hello Music den Sonnabend mit einem Neuarrangement des inzwischen zum A-cappella-Klassiker avancierten „Skyfall“ von Adele eröffnet, lauscht das Publikum freilich noch andächtig solcher hohen Stimmkunst. Neue Familienmitglieder und auf der großen Bühne des Gruppengesangs noch etwas unsicher sind Combo vocale. Zusammen mit den Herren vom Männerüberschuss, diesmal nur als Gast, laufen sie aber bei King’s Singers „You Are The New Day“ zu Hochform auf. Die Klassik ist somit abgearbeitet, jetzt kann die Party kommen. Und zwar mit Klassik – einer urkomischen Version von Rossinis „Wilhelm Tell“-Ouvertüre, gesungen und vor allem getanzt von Art de Chor, die mit John Miles’ „Music Was My First Love“ der ACP-Familie und dem Publikum genauso aus dem Herzen singen.
Zum dritten Mal dabei und doch schon ein starker Ast am Stammbaum der ACP ist EMMA. Die fünf Jungs verstehen sich auf intimen Harmoniegesang in Lukas Grahams – so nicht mehr nur – Schnulze „Seven Years“ ebenso wie auf elektro-poppige und disco-kugelige Glanzlichter in White Stripes’ „Seven Nation Army“. Der markante Riff gerät rasch zum Ohrwurm, den man noch in der Pause aus manchem Munde nachgesummt hört. Vorher gibt’s aber noch eine Überraschung mit der aus den Bässen verschiedener Gruppen gemixten (Cow-) Boygroup No Girls und ihrem „Ring Of Fire“.
Die rund 50-stimmige Frauenpower von Jazzica bedarf keiner männlichen Unterstützung, mal abgesehen von Chorleiter Till Kindschus. Aber wenn sich die stimmgewaltigen Damen für Nina Simones „It’s A New Dawn“ die Jungs von EMMA mit ins Boot holen, wird der Jazz-Klassiker genauso zu einer Sternstunde wie die Hommage an eine weitere starke Frau, die erste Amerikanerin im All, Sally Ride. Mancher anderer Stern verschwand in diesem Jahr vom Pop-Himmel – oder stieg in dessen Ewigkeit hinauf. Namentlich Prince, dem inTakt mit „Purple Rain“ ein bewegendes Requiem mit mancher Träne im Knopfloch singen.
Buchstäblich puppenlustig wird’s danach mit den altgedienten Herren von Take Four, die sich für „Follow Me“ weibliche Unterstützung in Form von Gummipuppen holen. Close Harmony at it’s best auch, wenn sich die „Boy-Groups“ „nur wir“ und EMMA zu einem grandiosen Cover von Gigi D’Agostinos „L’amour toujours“ zusammentun.
Als gemischtes Doppel spielen sich Quartettrapack gewohnt souverän die Gesangsbälle zu – auf ihrer „Ralley nach Bethlehem“ zur Krippe samt heiliger Familie. Ähnlich ironisch begeben sich die ACP-Neulinge 8erbahn auf eine Reise; nicht zu den himmlischen Heerscharen, sondern auf gewitztem „Highway To Hell“ – ein teuflisch rockiges Debüt. Manchmal ergibt sich der Gruppen-Mix auch einfach aus einer Personalunion. Art de Chor-Leiter Heiko Bilitewski singt schon seit Jahren im Quartett just4people, nun auch als neuer Tenor bei Multiple Voice. Im Septett loben beide die „Musica“, die bestehen bleibt, auch wenn „Himmel und Erde vergehen“. „Min Jehann“, das Lieblingslied des verstorbenen Alt-Kanzlers Helmut Schmidt“, gibt davon bewegendes Zeugnis.
Musik mit Ewigkeitswert haben auch Queen in die Welt gebracht. DeKielaSunrise beweisen mit einem Ausschnitt aus ihrem Programm „Ready for Queen“, dass „We Will Rock You“ zu allen Zeiten funktioniert, zumal im Gruppen-Mix mit dem Publikum, das begeistert den Beat repetiert. „Ihr seid die Gruppe, mit der wir uns vereinen wollen“, meint auch das Quartett Komplett. Und mit dem „Hi-dee hi-dee-hi“-Refrain von Cab Calloways „Minnie The Moocher“ klappt das so massenhaft freudig gemixt wie beim abschließenden „Mas Que Nada“, wo die gesammte ACP-Familie vereint s(w)ingend auf der Bühne steht.
Infos zu den Gruppen: www.a-cappella-party.de
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