Die Stadtgalerie zeigt Konzeptkunst von MK Kaehne

Von Hannes Hansen

MK Kaehne: „Koffer: Wohnung Made in the USSR“ (Foto: Bresso-Carton)

Kiel. Fast könnte man meinen, das auf engstem Raum installierte Trumm aus glänzend schwarzen, spiegelnden Flächen, blitzenden Chromrohren, blendend weißem Porzellan, Gläsern und hochwertigen Küchengeräten sei das Werk eines Edeldesigners, geschaffen für Leute, die nicht wissen, wohin mit ihrem Geld, und den ultimativen Kick in puncto Wohnkultur suchen. Doch ein zweiter Blick lehrt: So richtig praktisch ist das Ding nicht, und sein Titel „Koffer: Wohnung, Made in the USSR“ macht deutlich, dass der Künstler MK Kaehne uns mit dieser Installation in die Irre führt. Man kann das alles – Bett, Küche, Bar, Wohnraum – zusammenklappen und mit ihm wie mit einem normalen Koffer auf Reisen gehen.

Wirklich? Und: Will man das? Was für einen Sinn würde es machen? An diesem Koffer werden die Paradoxien und die Ausweglosigkeit einer hochbeweglichen, dem Diktat der Ökonomie unterworfenen und der Nutzlosigkeit des schönen Scheins verpflichteten Gesellschaft im Zustand rasender Bewegungslosigkeit deutlich.

„Koffer: Wohnung Made in the USSR“ (Foto: Bresso-Carton)

Zu sehen ist die Installation im Foyer des Kulturforums im Rahmen der Ausstellung „Paranoia.That is my business“, die am kommenden Samstag eröffnet wird. Mit ihr, einem Paukenschlag, verabschiedet sich der langjährige Leiter der Kieler Stadtgalerie Wolfgang Zeigerer in den Ruhestand, der hoffentlich eine Unruhestand wird. Sie zeigt vier Installationen des in Litauen geborenen, in Moskau aufgewachsenen und in Berlin lebenden MK Kaehne. Sie treiben der Konzeptkunst die Unsinnlichkeit und das Dröge aus und bleiben dabei von hohem ästhetischen wie intellektuellem Reiz, sind gewitzt, aber nicht witzig, sondern geprägt von Hintersinn, Ironie und tieferer Bedeutung.

MK Kaehne: „Koffer: Landschaft“ (Foto: Stadtgalerie)

Das gilt auch für die Installation „Koffer: Landschaft“, die in aufgeklapptem Zustand das Bild eines sonnendurchfluteten Blätterdschungels zeigt, in zusammengeklapptem aber einen kaltschön glänzenden technoiden Behälter von rätselhafter Bestimmung. „Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen“, möchte man mit Goethe sagen, aber der hat das folgende „Und haben sich, eh man es denkt, gefunden“ natürlich ganz anders gemeint. Als Harmonie der scheinbaren Gegensätze, nicht als Paradox und Aporie verlorener Unschuld.

MK Kaehne: „I’m not one of you“ (Foto: Bresso-Carton)

Mit der eigenen Punkvergangenheit rechnet MK Kaehne in der Installationen „I’m not one of you“ ab, die zwei feierlich aufragende Fahnen mit diesem Motto mit zwei hutschachtelähnlichen Koffern voller Orchideen vereint. Ein Modell eines „Wohn- und Atelierhauses für den modernen Künstler“, einer weitläufigen Anlage voller exquisiter Bauten in einer amönen Landschaft schließlich stellt den immerhin denkbaren Größenwahn eines mutmaßlich übergeschnappten tätigen Künstlers in den Kontrast zu den Lebensgewohnheiten superreicher Nichtsnutze. Warum die, fragt man sich, warum nicht er? Zu Recht.

MK Kaehne: „Paranoia. That is my business“ (Foyer der Stadtgalerie)
Stadtgalerie Kiel, 21. Januar bis 26. Februar
Eröffnung: 20. Januar, 19 Uhr
Andreas-Gayk-Straße 31, 24103 Kiel
Telefon: 0431 / 901-3400, Fax: 0431 / 901-63475, E-Mail: stadtgalerie@kiel.de
www.stadtgalerie-kiel.de

Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch 10-17 Uhr, Donnerstag 10-19 Uhr, Freitag 10-17 Uhr, Sonnabend, Sonntag 11-17 Uhr
Eintritt: 4 Euro, ermäßigt 1 Euro; Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei. Mitglieder des Fördervereins der Stadtgalerie Kiel haben freien Eintritt.
Führungen donnerstags 17 Uhr sowie nach Vereinbarung (für Gruppen: 0431 / 901-3411, für Schulklassen: 0431 / 901-3409).