Das Kieler Theater gibt seinen Spielplan für die Saison 2017/18 bekannt

Von Christoph Munk

Kiel. Rossini, Richard Strauss, Verdi und Wagner – Kiels Opernfreunde dürfen sich in der kommenden Spielzeit wieder auf Werke der großen, vertrauten Komponisten freuen. Und auch im Schauspiel sind mit Ibsen, Shakespeare, Ayckbourn, Frisch und Schiller die Autoren des gängigen Repertoires vertreten. Trotz alledem: Der Spielplan des Theaters Kiel in der Saison 2017/18 verspricht die Begegnung mit Neuem, fast Vergessenem und Titeln, die lange nicht über die Kieler Bühnen gegangen sind.

Zuerst ein Musical, dann Rossinis „Wilhelm Tell“

Generalintendant Daniel Karasek (links) blickt mit seinem Leitungsteam in die neue Spielzeit 2017/18. (Foto: ehr)

Überraschend, doch laut Generalintendant Daniel Karasek keinesfalls programmatisch zu verstehen, wird die Spielzeit im Musiktheater am 29. September mit einem Musical eröffnet: „Fame“. Die New Yorker Theatershow über Karriere-Träume und den entbehrungsreichen Weg dorthin kommt in der Regie der bewährten Ricarda Regina Ludigkeit nur aus organisatorisch-technischen Gründen in der Nachfolge der Sommeroper so früh in den Spielplan. Gioachino Rossinis „Wilhelm Tell“ findet darum erst am 15. Oktober seinen Premieren-Termin. Fabio Ceresa, dessen „Rigoletto“ noch in aktueller Erinnerung ist, inszeniert Rossinis letzte Oper, die zuletzt 1928 in Kiel gespielt wurde.

Ebenfalls lange, genauer 35 Jahre, wurden die nächsten beiden Repertoire-Renner nicht in Kiel aufgeführt: „Arabella“ von Richard Strauss (Premiere: 9. Dezember) und Verdis „Ein Maskenball“ (Premiere: 27. Januar 2018) mit Daniel Carlberg am Pult und unter der Regie von Pier Francesco Maestrini. Generalmusikdirektor Georg Fritzsch setzt seine Reihe von Strauss-Dirigaten fort und übernimmt auch die musikalische Leitung von Richard Wagners „Götterdämmerung“ (Premiere: 10. März 2018), mit der Daniel Karasek seinen „Ring“ rundet, den er im Sommer 2018 als Zyklus präsentieren kann.

Konzentriert sich ganz auf Strauss und Wagner: GMD Georg Fritzsch. (Foto: ehr)

Im weiteren Verlauf der Spielzeit folgen dann mit Rachmaninows Operneinaktern „Aleko“ und „Francesca da Rimini“ (Premiere: 28. April 2018) sowie der 1675 entstandenen Barockoper „Die Aufteilung der Welt“ von Giovanni Legrenzi zwei Raritäten. Zum dritten Mal soll im Frühjahr 2018 ein Werk für den Kinder- und Jugendchor entstehen: „Max und die Käsebande“ von Peter Schindler.

Ballettdirektor Yaraslav Ivanenko vollzieht mit seinen beiden neuen Produktionen wiederum den Spagat zwischen Tradition und Moderne: Auguste Bournonvilles „La Sylphide“ (Premiere: 4. November) stehen mit „Moving on“ zwei Eigenschöpfungen von Ivanenko nach zeitgenössischer Musik gegenüber (Premiere: 7. April 2018). Ab 10 Mai 2018 haben dann die Jungen Choreografen der Compagnie in der Neuen Salzhalle ihren Abend.

Ein Luther-Stück zum Reformationsjubiläum

Zur auffälligsten Produktion im Kieler Schauspiel dürfte die Uraufführung von „Luther“ am 7./8. Oktober in der Regie von Annette Pullen werden. Feridun Zaimoglu und Günter Senkel, gewissermaßen Kieler Hausautoren, erarbeiten den Text im Auftrag des Kieler Theaters und der Reihe „Amtskultur“ des Landeskirchenamtes zum 500-jährigen Reformationsjubiläum. Aus diesem Anlass ist ein umfangreiches Rahmenprogramm mit einer Theaterpredigt von Landesbischof Gerhard Ulrich geplant.

Eröffnet wird die Spielzeit im Haus an der Holtenauer Straße allerdings am 22./23. September mit Henrik Ibsens „Die Wildente“ unter der Regie von Katrin Lindner. Seine Beschäftigung mit Shakespeare will Daniel Karasek fortsetzen, wenn er (Premiere: 17./18. November) den großen Theaterschurken „Richard III.“ auf die Bühne lässt. Leichtgewichtiger geht es mit Alan Ayckbourns schwarzer Komödie „Ab jetzt“ im neuen Jahr weiter (Premiere: 19./20. Januar 2018). Danach kommt mit „Andorra“ von Max Frisch (Premiere: 2./3. März 2018) ein Klassiker der Moderne ins Repertoire. Karaseks Rockoper „Die Räuber“ nach Friedrich Schiller wird nach der etwas verregneten Open-Air-Saison 2016 ab 13./14. April 2018 ins Trockene gebracht. Zum Saisonausklang (Premiere: 1./2. Juni 2018) hat sich das Kieler Schauspiel die Deutschsprachige Erstaufführung von Roland Schimmelpfennigs „Die Straße der Ameisen“ gesichert.

Im Studio sollen drei Premieren gefeiert werden: Felicia Zellers „Kaspar Häuser Meer“ (8. Oktober), „Tom auf dem Lande“ von Michel Marc Bouchard (21. Januar 2018) und George Orwells „1984“ (4. März 2018).

Große Pläne in ihrer zweiten Spielzeit: Astrid Großgasteiger. (Foto: ehr)

Interessante Uraufführungen im Werftpark

Ihre zweite Spielzeit als Leiterin des „werftparkKIEL – junges theater“ beginnt Astrid Großgasteiger am 7. Oktober mit ihrer Inszenierung einer Dramatisierung des populären Kinderbuchs „Krabat“ von Otfried Preußler. Einen Tag später gibt es erstmals ein Stück für Kinder ab 3 Jahren: „Die Kuh Rosemarie“ von Andri Beyeler. Dann folgen drei Uraufführungen: „Baskerville – Sherlock Holmes’ erster Fall“ (25. November), „Verloren im Packeis“ von Christoph Busche (Premiere: 27. Januar 2018) und ein Tanzstück nach einem Roman von Jack London: „Ruf der Wildnis“ (Premiere: 18. März 2018). Ebenfalls eher an Jugendliche richtet sich eine Bühnenfassung des Science-Fiction-Autors Stanislaw Lem: „Der futurologische Kongress“ (Premiere: 2. Juni 2018).

Spielzeit 2017/2018 – Premieren- und Konzertübersicht (PDF)