Das Alan Broadbent & Georgia Mancio Quartet stellte im KulturForum sein „Songbook“ vor

Von Jörg Meyer

Kiel. Seit mehr als 50 Jahren komponiert der aus Neuseeland stammende Jazz-Pianist Alan Broadbent – „meistens am jeweiligen Mainstream vorbei und für die Schublade“, wie er im KulturForum allzu bescheiden gesteht. Immerhin arrangierte er für Größen wie Woody Herman, begleitete Chet Baker und Irene Kral und gewann in den 90er Jahren zwei Grammys. In der britischen Sängerin Georgia Mancio fand er nun eine kongeniale Texterin. Der Titel ihres gemeinsamen Albums „Songbook“, das zu Broadbents 70. Geburtstag am kommenden Sonntag erscheint und am Sonnabend im KulturForum bei einem CD-Release-Konzert vorgestellt wurde, erinnert nicht von Ungefähr an das „Great American Songbook“, die berühmte Sammlung von Jazz-Standards. Denn hier werden neue Standards gesetzt.

Im innigen Dialog: Alan Broadbent und Georgia Mancio (Foto: ögyr)

Umso interessanter, wenn die beiden aus dem Nähkästchen plaudern, wie ihr „Songbook“ in den vergangenen zwei Jahren entstand. Broadbent schöpfte aus seinen prall gefüllten Schubladen, Mancio versah die „Lieder ohne Worte“ kongenial mit Texten, wobei sie die sprechenden Titel jeweils als Inspiration verwandte. „Keine Note und keine Silbe musste verändert werden, es passte alles sofort zusammen“, schwärmt Broadbent. Genauso nahtlos passend ergänzen Phil Steen (Bass) und Kai Bussenius (Schlagzeug) das Duo zum Quartett. „Wir mussten nur einmal proben“, berichtet Georgia Mancio von der kurzen Vorbereitung auf die Deutschland-Premiere des Albums. Das liegt nicht nur am Können der beiden Kollegen, sondern wohl auch daran, dass das „Songbook“ sich an die Choreografie dessen hält, was Jazz-Songs zu Standards macht. Ohne epigonal zu sein, werden die „klassischen“ Idiome und Spielarten des Jazz aufgerufen: Etwa der Swing im wörtlich zu nehmenden Opener The Journey Home“, bewegter Bossa Nova im fröhlichen „Someone’s Sun“ oder ein sensibler Balladenton unter den zarten Blüten des „Cherry Tree“. Selbst Missverständnisse entfalten sich produktiv. So dachte Mancio bei der rasant schäumenden Bebop-Nummer „One For Bud“ unwillkürlich an Bud Powell. „Ich hatte während der Komposition eher an das Bier gedacht: Budweiser“, lacht Broadbent.

Kleine Geschichten, die das Leben schreibt und die Georgia Mancios Lyrics in romantischen Naturbildern zwischen Erde und Himmel („Close To The Moon“) nacherzählen. Besonders intim werden solche Momente, wenn Broadbent und Mancio wie bei „Hide Me From The Moonlight“ im Duo nicht nur musizieren, sondern geradezu miteinander sprechen. Der innige Dialog zwischen Pianist und Sängerin, zwischen Altem (Broadbents Klavierspiel erinnert hier zuweilen an Chopin) und Neuem – das macht solche Songs zu Standards.

Die dürfen auch mal innovativ sperrig und quer zu den „Mainstreams“ stehen wie das zugegebene „Quiet Is The Star“. Darin begleitet Broadbent den Sternengesang mit sanften Akkordtupfern wie in einem Choral. Könnte und sollte einst „Standard“ werden – zu einem neuen.

Infos und Hörproben: www.georgiamancio.com/songbook