Frank Goosen mit seiner Querlesung „Mein Ich und seine Bücher“ im metro-Kino

Von Jörg Meyer

Kiel. Wie kommt man nur auf sowas? Etwa einen toten Maulwurf, der an einem Ballon in den Garten schwebt, um den Hals einen Zettel, auf dem steht „Ich bin naturgeschützt“? Der Autor und Kabarettist Frank Goosen weiß es, wenn er im metro-Kino unter dem Motto: „Mein Ich und seine Bücher“ ein „Best of“ aus seinen mittlerweile zehn Büchern „querliest“: „Das fällt mir nicht ein, nur auf.“

Von „Liegen lernen“ bis „Förster, mein Förster“: Frank Goosen las Ein- und Auffälliges aus seinen Büchern. (Foto: Ira Schwindt)

Auch der tote Maulwurf am Ballon, der in „Raketenmänner“ (2014) den Protagonisten Frohnberg ebenso heimsucht wie ein Nudelkochtopf, dessen Deckel sich zum Gespött der hungrigen Kinder partout nicht öffnen lassen will. Ersteres hat er „aus einer skurrilen Zeitungsmeldung“ gefischt, letzteres „in echt selbst erlebt“. Überhaupt, das weiß schon Kiosk-Besitzerin Tante Änne im Ruhrpott-Heimat-Roman „Sommerfest“: „Die Geschichten liegen auf der Straße, du musst sie nur aufheben!“ Eigentlich eine (pop-) literarische Binsenweisheit, aber kaum einer wie Goosen ist ihr vom ersten Coming-of-Age-Roman „Liegen lernen“ (2000) bis zum jüngsten, „quasi Spätwerk eines 50-Jährigen“ „Förster, mein Förster“ (2016) so treu geblieben. Er schreibt auf, was er aufliest, und formt es zu absurd-komischen Einfällen.

So führt er uns in „Mein Ich und seine Bücher“ (der Titel des Programms ist angelehnt an seinen dritten Band „Mein Ich und sein Leben“) „thematisch, nicht chronologisch“ durch sein Schreiberleben. Im Sinne des statt fiktionalen Einfalls allein Auffälligen ist dabei manches so autobiografisch wie die Erzählung seiner Musiksozialisation. Nicht nur dass Freddy Quinns „100 Mann und ein Befehl“ in seiner Geburtswoche Ende Mai 1966 auf Platz 1 der Charts war, Goosen gesteht, dass er einst „durch eine kurze, aber intensive Chris-de-Burgh-Phase gegangen“ sei und auch Simon & Garfunkel nicht ausgelassen habe. Nicht wegen der Musik, sondern wegen eines Mädchens. Wie er Claudia dabei Händchen hielt und für sie „Rainbows Over Waterfalls“ komponierte, vor allem aber wie er das selbstironisch und zugleich zärtlich nacherzählt, das ist neben aller Komik ein durchaus rührender Einfall dessen, was ihm seinerzeit auffiel.

Infos: frankgoosen.de