Das Kabarett-Duo Alma Hoppe mit „Frontalschaden“ im metro-Kino
Von Jörg Meyer
Kiel. „Wir wollen uns nicht mehr miteinander, sondern mit anderen streiten“, versprechen Jan-Peter Petersen und Nils Loenicker, das als Alma Hoppe bekannte Hamburger Kabarett-Duo. Im dritten Teil ihrer „Männerwirtschaft“ schlagen sie zwar weiterhin trefflich auf einander ein (Petersen über Loenicker: „Langweiliger Kleiderständer mit Bügelfalte im Hirn“), doch den satirischen „Frontalschaden“, so der Titel des neuen Programms (Regie: Sabine Dissel), machen sie im gut besuchten metro-Kino andernorts aus.
Denn nicht die Frage, wer den Müll rausbringt oder mit dem Staubwedel mal wieder Ordnung in die verschrobene Männer-WG bringt, lockt die beiden zum Frontalangriff. Vielmehr „die Misere von de Maizières“ neuerlich angestoßener „Leitkultur“-Debatte und „besorgte Bürger“, die zu AfD-„Parlament-Ariern“ und zur stahlbehelmten „Bürgerwehr“ konvertieren, auf dass „die Andersgläubigen dran glauben müssen“. Aufreger solcher Art gibt es zuhauf in der Politik, von der „die Bürger ziemlich mitgenommen sind“, der aber zur Rückführung des Wahlvolks an die demokratischen Urnen gleichwohl nichts besseres einfällt, als sie „mitzunehmen und dort abzuholen, wo sie stehen“. Moment mal: „Abgeholt werden, das kennen wir doch ganz woanders her“, zerlegt Nils die unfreiwillig doppeldeutigen Worthülsen der Wahlkämpfer und gründet kurzerhand die „NILS-Partei“, auch wenn Jan-Peter stänkert, das solle wohl „Niedlicher Irrer Lenkt Staat“ heißen.
Der alltägliche Rassismus macht auch vor kritischen Dampfplauderern nicht halt. „Dass Neger besser laufen können als ich, das wird man doch wohl mal sagen dürfen, ohne gleich als Rassist zu gelten“, karikiert Petersen Vorurteile über Vorurteile und outet sich als „Nichts-Wähler“, was ein großer Unterschied zu einem „Nicht-Wähler“ sei. Denn man habe eh nur die Wahl zwischen Pest und Cholera, wenn abgehalfterten Ex-Alternativen und Friedensfreunden gegen den Krieg nur „schadstoffarme Biogasbomben“ einfallen.
Mit wortspielfreudiger Streitkultur entlarvt das Satire-Duo die gesellschaftlichen Debatten, in deren Subtexten wie unter den „auffallend häufig blonden Frisuren von Rechtspopulisten“ der Wolf im Schafspelz steckt. Überall im nicht mehr ganz so gemeinsamen „Haus Europa“ hängt der Haussegen schief. Petersen und Loenicker wollen ihn wieder geraderücken: bei einer Integrationsparty, zu der zwischen Buddha-Statue auf dem Sofa und Gebetsteppichen davor aber nur Türke Ali (Loenicker in einer Parade-Parodie) kommt, um „im Frühtau zu Berge lecker Köfte“ feilzubieten. Das ist dann wohl die neue „Leitkultur“: „Seit Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft haben sich die Türken verdoppelt und alle Deutschen sind getürkt.“
Infos: www.almahoppe.de
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