Die Konzertreihe Neue Musik Eckernförde überraschte unter anderem mit einer Uraufführung

Von Jörg Meyer

Überraschten mit klanglichen Gegensätzen: (v.l.) Beatrix Wagner, Emiliano Turazzi, Andre Wittmann und Gerald Eckert. (Foto: ögyr)

Eckernförde. Das Spiel mit Gegensätzen wie laut und leise oder hoher und geringer Klangereignisdichte bestimmt immer wieder die in der Konzertreihe Neue Musik Eckernförde aufgeführten Werke. So auch am Freitag in der St. Nicolai-Kirche, wo es unter dem Motto „Psappha“ neben dem gleichnamigen Schlagzeugwerk von Iannis Xenakis auch eine Uraufführung eines Stücks des Mailänder Komponisten Emiliano Turazzi zu hören gab.

Turazzi widmete seine „Composizione per flauto e violoncello“ dem Eckernförder Duo Reflexion K (Beatrix Wagner, Flöte, Gerald Eckert, Cello). Wie Gerald Eckerts Werke „Nôema“ und „fuori“ beginnt das Stück mit einem kaum über der Hörgrenze liegenden, sehr statischen „Hauch“ von Flöte und Cello. Dieser Klang tastet sich in einem langsamen Glissando in tiefere Regionen, unterbrochen von kurzen, explosionsartigen Ausbrüchen. „Ich suche oft nach unklaren, unsicheren und instabilen Klängen“, beschreibt Turazzi seine Kompositionstechnik, die der Eckerts ähnelt. Die beabsichtigte „Instabilität“ oder auch „Brüchigkeit“ der Klänge, das „Unsichere“ erzeugt beim Zuhörer gerade in den Gegensätzen der Dynamik und der statischen gegenüber den impulshaften Abschnitten eine enorme Spannung. Die Musik scheint gleichsam „unberechenbar“ aus dem Augenblick zu entstehen.

Mit ebenso überraschenden Gegensätzen zwischen Klängen am unteren Rand des Einschwingens der Instrumente und markanten perkussiven Spitzen durch Knack- und Plopp-Geräusche sowie in die Flöte gesungene Silben arbeitet auch Natalia Solomonoffs „karg“, hier in einer deutschen Erstaufführung zu hören. Die titelgebende „Kargheit“ ist dabei nur scheinbar, denn die Klänge werden in ihren Grenzbereichen ungemein komplex und „undurchschaubar“. Nicht anders in Bernfried Pröves „Tellur II“, wo die Bassflöte mit ihrem elektronischen Echo im Dialog, manchmal auch provozierten Widerstreit ist.

Iannis Xenakis’ „Psappha“ für Schlagzeug (hier gespielt von Andre Wittmann) schöpft die Gegensätze aus den Rhythmen, die, nach stochastischen, also Zufallsprinzipien komponiert, gegen- und ineinander laufen, sich überstürzen oder sogar überrollen. Mit mal dumpfen, dann wieder prägnant knatternden Trommeln, knalliger Bass-Drum und klirrenden Xylo- und Metallofonen ist das Stück zudem äußert klangvielfarbig – und buchstäblich ein „Paukenschlag“ am Ende eines immer wieder überraschenden Konzerts.