Das Duo Ulf Meyer & Martin Wind bezauberte mit seinem Saitenspiel im KulturForum

Von Jörg Meyer

Kiel. Es ist wie in einer alten Ehe, die beiden Partner verstehen einander blind, sprechen mit einer Stimme und Seele. So auch Gitarrist Ulf Meyer und Kontrabassist Martin Wind, die im sehr gut besuchten KulturForum mit Stücken von ihrem jüngsten Album „Fuglsang“ und auf ganz eigene, „nordische“ Art interpretierten Jazz- und Rock-Klassikern überzeugten.

Dass die beiden gebürtigen Flensburger auf ihren sechs plus vier Saiten spielen, als sei es ein einziges, zehn-saitiges Instrument, verwundert nicht, denn schon vor fast genau einem Jahr feierten sie an gleichem Ort ihre „Silberhochzeit“ als Duo. Und das verbindet sowohl in den gemeinsamen Vorbildern – unter anderem Gitarrist Pat Metheny sowie der skandinavische Bass-Riese Niels-Henning Ørsted Pedersen –, als auch im ähnlichen Sound auf zehn beseelten Saiten. In „The Birds And The Bees“ vom ungarischen Gitarristen Attila Zoller sind die Flügelschläge des „Fuglsangs“ einerseits melodisch elegant, andererseits mit schnarrendem Saiten-Geräusch recht rau und „funky“. Vor allem wenn Meyer auf der akustischen Gitarre manchen Gypsy-Einfluss erkennen lässt.

Zwei vereint auf gemeinsamen zehn Saiten: Gitarrist Ulf Meyer und Bassist Martin Wind. (Pressefoto)

Sanftes und Scharfes im Wechsel ist auch in Balladen wie Winds ursprünglich für ein Theaterstück komponiertem „Rainy River“ zu hören. Im melodisch-melancholisch fließenden Walzertakt sind die Stromschnellen immer schon angedeutet. Nicht anders in Duke Ellingtons „In A Mellow Tone“, dessen Titel das Duo nicht unbedingt wörtlich nimmt. Schon vom Tempo her wird der Swing hier eher zum kecken Marsch, und hinter den milden Tönen lauern immer wieder die „dreckigeren“. Wie aus einem lyrisch schmelzenden Thema, eingeführt von Winds warmem Bass, ein ruppiger Tanz auf dem Gitarrenvulkan werden kann, zeigt das Duo in Meyers Suite „Memories Of Spain“.

Die zwei sprichwörtlichen Seelen grooven in fast jedem Stück, erscheinen aber weniger gegensätzlich als zu einer vereint. So sind auch die jeweils mit begeistertem Szenenapplaus begleiteten Soli kein Kräftemessen, sondern zwei Seiten der selben Medaille. Winds Spiel verwandelt sich dabei vom gemütlichen Walking Bass, über dem Meyer die Saiten flink fliegen lässt, zum gestrichenen statt gezupften Gesang, dem die Gitarre mit zarten Arpeggien das Fundament legt. So vereintes Konzertieren befruchtet selbst rock-poppige Nummern wie Deep Purples „Black Night“.

Das hat eine gewisse Lässigkeit, die aber nicht mit Coolness zu verwechseln ist. Die wäre auch fehl am Platz, wenn das Duo den Klassiker „What A Difference A Day Makes“ als romantische Liebeslied wiedererstehen und in der zweiten Zugabe „My Funny Valentine“ als Lullaby so sanft über die gemeinsamen zehn Saiten gleiten lässt, dass man meint, beides noch nie so beseelt gehört zu haben.

Hörproben aus dem Album „Fuglsang“