triosence stellten im KulturForum ihre neue CD vor
Von Jörg Meyer
Kiel. Zu jedem Stück vom neuen Album „Hidden Beauty“ des Jazz-Trios triosence weiß Pianist und Komponist Bernhard Schüler eine Geschichte zu erzählen. Sei es die von einer der musikalischen Reisen zwischen Brasilien im Westen und Taiwan im fernen Osten, oder vom Leben, dessen unerwartete Wendungen manches der Lieder ohne Worte inspirierten, die Schüler und seine Triokollegen Stephan Emig (Schlagzeug) und Omar Rodriguez Calvo (Kontrabass) im KulturForum als Geschichten erzählen.
Auf ihren Reisen ins fremd Vertraute gehen triosence dabei bewusst nicht gerade Wege. So fand der Opener „As If It Was Yesterday“, obwohl schon vor zehn Jahren komponiert, erst jetzt den Weg auf eine CD. „Wir haben uns daran die Zähne ausgebissen“, berichtet Bernhard Schüler von den Geburtswehen, „eines meiner kompliziertesten Stücke mit seinen ständig wechselnden Takten so zu spielen, dass es trotz aller Komplexizität einfach klingt“. Genau das ist die hohe Kunst, der sich triosence mit ihrem „Song-Jazz“ verschrieben haben. So bleibt auch die melodiöse Schönheit im Titelstück „Hidden Beauty“ nur am wild ratternden Anfang verborgen, bis sie sich nach manchem Ausflug zu Bebop und Boogie schließlich im Bass wunderbar bluesig entfaltet.

Sind in ihrem „Song-Jazz“ stets auf Reisen – triosence (v.l.: Omar Rudriguez Calvo, Bernhard Schüler, Stephan Emig – Pressefoto)
Apropos Blues: Den hat auch die Chilenin, die in der Ballade „Sad Chilean“ ihr dann doch gar nicht so trauriges Lied singt. Das melancholische Moll-Motiv, zu dem die Drums leise zischen, wird von letzteren bald in eiligen Gang Richtung wütendem Dur versetzt. Angenehm rappelig statt romantisch ist auch das direkt daran anschließende „Heart In The Head“ vom früheren Album mit dem insofern programmatischen Titel „When You Come Home“.
Denn wer zu einer Reise in die Fremde aufbricht, kommt dabei auch immer wieder in vertrauter Heimat an. Anders und mit Schüler in einer seiner humorvollen Moderationen gesagt: „Nur aus der Ferne lernt man die Heimat schätzen.“ Bekommt zumindest einen frischen Blick darauf wie in „Day At Scarlett’s“. In der neuen Wohnung einer Freundin habe er die Wände in Pink streichen sollen, erzählt Schüler. Der dabei ständig laufende Swing à la Sinatra sei zwar „nicht so meins“ gewesen, fand aber doch als Reise zurück zum väterlichen Plattenschrank Eingang in den Song. Ironisch gebrochen allerdings, wenn das Trio den Swing geradezu karikiert, indem es ihn samba-beschwingt in doppeltem Tempo marschieren lässt.
Fernes liegt manchmal ganz nah, auch in den kleinen Suiten, zu denen das Trio seine Songs zusammenstellt und dabei wild zwischen den Kontinenten, Idiomen und Genres hin und her springt. Im taiwanesischen Revolutionslied „Wan Chuen Fong“ liegt die „Ilha Formosa“ plötzlich nicht mehr im fernen Osten, sondern irgendwo am Amazonas oder im Dschungel Afrikas. Ein Parforce-Ritt, der dennoch immer wieder nachhause führt. Denn „Some Things Never Change“, so ein sprechender Titel des Trios, dessen Songs gerade in ihrem ständigen Wandel klassisch vertraut wirken.
Infos und Hörproben: www.triosence.com
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