„Without you – no art“. Werkschau des katalanischen Künstlers Josep Vallribera auf Gut Wittmoldt

Von Hannes Hansen

Expressve Malerei (Foto: Wissenbach)

Wittmoldt. Mit Worten könne man genauso malen wie mit dem Pinsel, sagt Josep Vallribera, und deshalb sei die Poesie der höchste Ausdruck der Kunst. Wort und Bild, die zwei Seiten einer Medaille. Allerdings, gibt er zu bedenken, müsse dazu auch die aktive, emotionale wie intellektuelle Mitarbeit des Betrachters treten. Ohne den gebe es keine Kunst: „Without you – no art“.

Diese Einsicht gibt den Titel ab für die gleichnamige Ausstellung der Werke Josep Vallriberas, die seit zwei Wochen im Herrenhaus des Gutes Wittmoldt nahe Plön und im Park des Guts zu sehen ist. Der 79-jährige katalanische Künstler und Weltbürger, der in Hamburg Fotografie studiert hat, lange Jahre in Aarhus, München und Wetzlar, in Paris, Insbruck, Linz und verschiedenen Orten seiner Heimat gelebt, gelernt und gearbeitet hat, zeigt auf Einladung Bernhard Lehmanns, der mit seinen Skulpturen den „Seeweg“ des Parks von Gut Wittmoldt gestaltet hat, Arbeiten aus mehreren Jahrzehnten.

Katalanische Abstraktion, Action Painting und emotional aufgeladene Konzeptkunst

Drip Painting? (Foto: Manfred Claudi)

Frühe Bilder Josep Vallriberas  gehören mit ihrer spontanen, von sensibler Energie getragenen Malweise und dem expressiven Pinselschwung in den Umkreis von heftiger Malerei, abstraktem Expressionismus oder des Action Painting. Eine Verwandtschaft mit Arbeiten der COBRA-Künstler oder den Drip Paintings Max Ernsts oder Jackson Pollocks ist unverkennbar.

Aufforderung zum Mitdenken (Foto: Manfred Claudi)

In den letzten Jahrzehnten ist dazu die Beschäftigung mit dem Wort getreten, das gleichberechtigt zur bildenden Kunst im weiteren Sinne tritt. Das kann eine Plexiglas-Neon-Malerei-Installation sein, die mahnt: „Denken während man schaut“ oder das Motto „Without you – no art“ verkündet. Das kann eine Texttafel in Verbindung mit der emotional hoch aufgeladenen Botschaft „Sterben die Schönheit umarmend“ sein, die sich mit Bildern eines menschlichen Herzens verbindet, über denen die Wörter „Pura Natura“ (Deutsch: Reine Natur), „Lacerare“ (Verstümmeln), „Sanguis“ (Blut), „Mors“ (Tod) und „Pulchrum“ (Das Schöne) assoziative Gefühls- und Gedankenräume öffnen. Typisch auch der freie Umgang mit dem künstlerischen Medium, wenn Josep Vallribera das Foto einer klassischen Marmorskulptur handschriftlich kommentiert.

„Denken während man schaut“ (Foto: Manfred Claudi)

Eigenständige Position

Vom Foto zum Konzept
(Foto: Wissenbach)

Mit seiner durchaus qualitätsvollen „reinen“ Malerei vertritt Josep Vallribera neben vielen anderen Künstlern eine Position im breiten Mainstream der expressiven Moderne. Ganz eigenständig wird er aber mit seiner Konzeptkunst, die auf wirklich einzigartige Weise Gefühl und Verstand gleichermaßen anspricht. Sie fordert dazu auf, mit dem Herzen zu denken und mit dem Verstand zu fühlen.

Mit seinen Arbeiten ist Josep Vallribera in einer Reihe von Museen in Deutschland und Österreich, in Dänemark, Frankreich und Spanien vertreten. Es ist seiner langjährigen Freundschaft mit Bernhard Lehmann, der neben seiner eigenen künstlerischen Arbeit am „Seeweg“ und in seinen Ateliers in Deutschland und Spanien auch als Kurator für die Ausstellungen auf Gut Wittmoldt zuständig ist, zu verdanken, dass ein hierzulande bislang so gut wie unbekannter Künstler von internationalem Rang endlich auch in Schleswig-Holstein eine Werkschau bekommt.

Gut Wittmoldt: Josep Vallribera, „Without you – no art”. Bis 27.8.2017. Die Ausstellung im Gutshaus noch einmal fest am 24.6., 14-18 Uhr zu besichtigen und sonst nach Telefon. Anmeldung über 0151-46564999.