Element of Crime begeisterten auf der ausverkauften Krusenkoppel

Von Jörg Meyer

Kiel. Aufs Maritime verstehen sich der gebürtige Bremer Sven Regener und seine Band Element of Crime (EoC) nicht nur der Seglerschuhe wegen, die er „angezogen hat, damit kein Sandkorn das Deck“ der gelackten Kieler-Woche-Yacht beschädige, auf das er im Rund der mit 2.000 Zuhörern ausverkauften Krusenkoppel den Takt tritt. Der Dampfer kann ablegen auf Kurs zum sicheren Hafen in einer nicht erst seit heute verunsicherten Welt zwischen Liebe und Ich.

Element of Crime: (v.l.) David Young (Bass), Sven Regener (Gesang, Gitarre, Trompete), Jakob Ilja (Gitarre), Richard Pappik (Schlagzeug, Mundharmonika) – nicht auf dem Bild: Rainer Theobald (Saxofon, Klarinette) (Foto: Charlotte Goltermann)

Die Zwischendecks solcher Dampfer sind längst beschädigte, wovon EoC seit über 30 Jahren singen. Alles Metapher wie auch der Titel des 2014er Albums „Lieblingsfarben und Tiere“, von dem die meisten Songs im gut zweistündigen und ohne Pause auf der Krusenkoppel besegelten Programm stammen. Nebst vielem aus den 90ern, das nach wie vor auf den Seekarten des Chanson-Pop verzeichnet ist, als rockiges Gitarren-Riff zum Stranden oder milde Monsterwelle zum balladesken Down-Surfen. Um mal in der Bildlichkeit von Regeners weise melancholischer und zuweilen burschikoser Poesie zu bleiben, die er in „Rette mich vor mir selber“ oder „Wenn der Wolf schläft, müssen alle Schafe ruhen“ entwirft. Und im Mitrauschen des Publikums, dem jeder Song aus alten wie neuen Tagen „unser Lied“ ist.

Weisheit? Melancholie? Oder doch „Romantik!“, die Regener ausruft, wenn er die Arme himmelwärts breitet. Wenn er nach dem inbrünstigen Trompeten-Solo rückwärts schwankt wie Matrosen tun, von Wellen gestürzt. Und immer dagegen an schwimmen, kraulen in den good ol’ Rock’n’Rollings, den Kompass im Blick selbst in den stürmischst dümpelnden Seen verlorener Liebe.

„Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin“, so der Arbeitstitel des allerneuesten Songs – „Uraufführüng hier auf der Kieler Woche!“ – wissen zumindest die Altersgenossen im Publikum, was Regener und seine literarische Figur „Herr Lehmann“ meinten, als sie aufbrachen, Heimathäfen zu suchen, wo das Leben und die Liebe schiffbar wären. Wie einst in „4 Stunden vor Elbe 1“, dem Seefahrt-romantischen Song, den EoC der unvergessenen Helga Feddersen widmeten. Der ist die fünfte von sechs Zugaben, die das Publikum, stehend applaudierend und dann tanzend zuhauf vor der Bühne, einfordert.

Infos und Links zu Hörproben und Videos: www.element-of-crime.de