Das A-cappella-Quintett Emma begeisterte in der Pumpe
Von Jörg Meyer
Kiel. „Wir sind die Generation Rock“, sangen einst Revolverheld. Wenn solchen Song das Kieler Vokal-Pop-Quintett Emma mit Beatbox und betörendem Falsettgesang als Opener covert, klingt das vor allem nach Pop in solchen Kaisers neueren A-cappella-Kleidern, also gewissermaßen nackt und ursprünglich.
In der gut besuchten Pumpe geben die fünf ehemaligen Sänger des Kieler Knabenchors und bei der A-cappella-Party im Audimax Gefeierten ihr erstes „Steh-Konzert“. Disco rulez dort wie einst in den 70ern, nunmehr in Synthie-Pop, Rap und Elektro umgemünzt, aber, weil’s ja a cappella ist, alles mit dem Mund, den Lippen und dem Kehlkopf und seinen Verschlusslauten, aber vor allem mit dessen Seele.
Denn Beschluss ist: Was Elektro, Beats, Rap, Rock, Pop und Scratching bieten, können Emma und ihre Supporter Malte Feldmann und Lennart Eisbrenner schon lange – und besser. Falls da wer denkt, das Casio-Quieken von Lead-Tenor Julian sei bloß ein Mikrofon-Effekt: Irrtum! Alles nur mit dem Mund. Und auch Caspars Beatbox pumpt noch saftiger als Elektronik könnte. Dies in eigenen Arrangements, die aus den Covers von E-Pop-Sternchen wie DNCE, One Republic, Outkast, Birdy, Twenty One Pilots und all dem anderen Disco-Müll sinfonische Vokal-Kunstwerke schaffen. Und mit den besseren Songs wie Udo Lindenbergs „Mein Ding“, Glasperlenspiels „Geiles Leben“ und der bezaubernd choral-polyphonen Version von Bob Dylans „Knocking On Heaven’s Door“ auf Augen- und Ohrenhöhe sind.
Auch mit dem Publikum, das in seiner Zusammensetzung (viele junge Frauen) ein bisschen an das ehemaliger Boygroups erinnert, doch sachkundiger ist. Pop ist eine Art Esperanto, das hier einverständig gesprochen und mitgesungen wird. Einer der großen Momente des fast drei-stündigen Konzerts, wenn das Publikum sich beim Riff von „Seven Army Nation“ zwischen den Sängern niedersetzt, um in einer Art Session Assoziationen wie zu Eurythmics’ „Sweet Dreams“ mitzuskandieren.
Wenn dann am Ende in der zweiten von drei Zugaben noch die Kollegen von „nur wir“ bei Imagine Dragons’ „Radioactive“ einstimmen, sind der Pop und die a-cappellene Familienstimmung in aller Runde und Munde.
Infos und Hörproben: www.emmavokal.de
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