Passo Avanti beim SHMF im Kieler Wissenschaftspark
Von Jörg Meyer
Kiel. „Vom Suchen und Finden“ titelt treffend eine Eigenkomposition des Quartetts Passo Avanti, das im Wissenschaftspark seinen „Finest Blend“ vorstellte, einen buchstäblich munteren Crossover-Mix aus Perlen der Klassik und jazz-rockiger Improvisation.
Alexander von Hagke (Klarinetten, Flöten), Mario Korunic (Geige), Vlado Grizelj (Gitarre) und Eugen Bazijan (Cello) suchen ihr Material zwar eher unter den „Gassenhauern“ der Klassik, finden dafür aber mit manchem scherzhaften Augenzwinkern umso innovativeren Ausdruck. Händels „Königin von Saba“ reitet auf dem „Walking Bass“ des gezupften Cellos swingend ein, versteht sich mit Klarinette und E-Gitarre aber auch auf orientalische und Gypsy-Jazz-Klänge. Das Tänzerische hat Bach in Menuett und Badinerie seiner „Orchestersuite Nr. 2“ schon angelegt, aber Passo Avanti blasen, streichen und zupfen als Tanzkapelle die Pomade aus der „Perücke“ und frisieren sie mit Elvis-Tolle neu.
Wohl unvermeidlich in so einem Klassik-„Best of“ ist Pachelbels „Kanon in D“, zumal das Publikum dazu zweistimmig mitsingen darf, angefeuert von manchem „Yeah!“ des Cellisten. Und weil das solchen Spaß macht, werden auch Händels „Lascia ch’io pianga“ und Verdis Hymne „Va, pensiero …“ innig mitgesummt. Derlei ist wie Mozarts „Rondo alla turca“ zwar mehr Affirmation als Innovation des Hörgewohnten, doch mit Ravels „Pavane“ und Mozarts „Fantasie d-moll“ nimmt sich das Quartett auch zwei nicht ganz so bekannte Preziosen vor. Namentlich der Tango in letzterer kann als kleiner Geniestreich gelten, an dem Mozart seine Freude gehabt hätte – das Publikum mit reichem Beifall sowieso.
Hörproben: www.passoavanti.de
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