Markus Dentler erläutert im Gespräch die Pläne für die neue Spielzeit im Theater Die Komödianten
Kiel. Noch dominieren allerorts die Festivals, doch langsam kehren die Theatermacher in ihre angestammten Häuser zurück. Auch in Kiel beziehen die Komödianten wieder ihr Quartier in der Wilhelminenstraße und sehen sich für die Spielzeit 2017/18 gerüstet. Mit welchen Plänen das Privattheater in den Herbst und Winter startet, erläutert Direktor Markus Dentler im Gespräch mit dem Kulturblog Hansen&Munk.
Zum ersten Mal seit 25 Jahren mussten die Komödianten in die Sommerpause gehen, weil wegen der Bauarbeiten am Rathausturm die gewohnten Open-Air-Aufführungen „Der Kleine Prinz“ nicht stattfinden konnten. Wie geht es nun nach der erzwungenen Unterbrechung weiter?
Der Ausfall ist natürlich nicht leicht zu kompensieren. Aber unseren Zuschauern, die uns durch viele Anfragen gezeigt haben, wie sehr sie die Aufführungen unter freiem Himmel vermisst haben, können wir einen Ausgleich versprechen: Wir werden Exupérys „Der Kleine Prinz“ in spezieller Fassung zweimal in der Nikolai-Kirche spielen, am Sonntag, 19., und Mittwoch, den 29. November jeweils um 19 Uhr. Wir lassen den Kirchenraum völlig unverändert und betrachten ihn als Universum, als Kosmos, in dem wir den Prinzen auf seine Reise zu den Planeten schicken.
Sicherlich wird das Theater aber schon viel früher aktiv. Mit welchen Stücken?
Ganz aktuell bereiten wir in Kiels Partnerstadt Sovetsk/Tilsit eine Uraufführung vor. Mit dem dort ansässigen Stadttheater bringen wir unter dem Titel „Goethe trifft Tschechow“ eine gemeinsame musikalisch-literarische Revue in zwei Sprachen auf die Bühne.
Und was wird dem Kieler Publikum geboten?
Zunächst bieten wir noch einmal unsere besten Komödianten-Hits: Am kommenden Wochenende schon zwei Aufführungen von „Macho Man“, dann ab 1. September bis Mitte Oktober die Wiederaufnahme unseres Erfolgsstücks „Mondscheintarif“ nach dem Roman von Ildikó von Kürthy mit Sina Schulz. Dazwischen bieten wir noch einmal zwei Aufführungen unserer „Junge Komödianten“-Produktion „Burning Love“ von Fitzgerald Kusz (15./16. September). Und Ende Oktober steige ich wiedermal und auf vielfachen Wunsch in Henning Mankells „Bagger“ auf die Bühne – und feiere damit tatsächlich mein 50-jähriges Theaterjubiläum.
Bis Weihnachten und Silvester folgt die intensivste Vorstellungszeit. Wie sieht dann das Programm aus?
Selbstverständlich beschließen wir das Heinrich Böll-Jahr mit unserer eigenen, von Bölls Sohn autorisierten Dramatisierung von „Ansichten eines Clowns“. Schließlich wird überall des 100. Geburtstags des Nobelpreisträgers am 21. Dezember gedacht. Übrigens sind wir mit dieser Produktion in den kommenden Monaten mehrfach zu Gastspielen an das Stadttheater Gießen eingeladen. Zum Jahresende bieten wir unserem Publikum traditionell vier Silvester-Events: Je zweimal „Mondscheintarif“ im KulturForum und „Macho Man“ in unserem Haus an der Wilhelminenstraße.
Dann geht’s schon in den Januar. Ein neues Jahr, ein neues Stück?
Ganz genau. Wir haben uns die Rechte an einer Uraufführung gesichert. Nach dem bejubelten Erfolg von „Mondscheintarif“ in der vorigen Saison haben wir nach einem weiteren Roman von Ildikó von Kürthy Ausschau gehalten und sind mit „Herzsprung“ fündig geworden. Nachdem die Autorin und der Verlag zugestimmt haben, bereiten wir jetzt eine eigene Bühnenfassung vor, die im Februar von unserem bewährten Team, der Schauspielerin Sina Schulz und dem Regisseur Christoph Munk, uraufgeführt wird. In den weiteren Monaten plane ich dann, selbst mit Samuel Becketts „Das letzte Band“ auf die Bühne zu gehen.

Wünscht sich keine paradiesischen Zustände, aber eine gerechte Behandlung: Markus Dentler. (Foto: privat)
Eine neue Regierung im Land, demnächst die Bundestagswahl und im Mai 2018 Kommunalwahlen in Kiel – was erwartet, was wünscht sich der Theaterdirektor Markus Dentler gegenwärtig und künftig von der Politik?
Wir brauchen als Privattheater weiterhin die Beachtung, die wir in der Kulturlandschaft verdienen, weil wir für Vielfalt sorgen. Darauf, dass wir von der Öffentlichen Hand viel zu gering unterstützt werden und darum kaum Innovationen riskieren können, habe ich oft genug hingewiesen. Wir wären schon froh, wenn wir einigermaßen gerecht behandelt würden. Ein aktuelles, konkretes Beispiel: Wir bekommen als freie Einrichtung für die Plakatierung auf den Veranstaltungs-Säulen seit Jahresbeginn keine Kulturrabatte mehr, die werden nur noch den städtischen Veranstalten gewährt. Das ist das Gegenteil von Chancengleichheit. Die Kulturpolitiker in der Stadt sollten das ändern, wenn ihnen daran liegt, dass die kulturelle Vielfalt Kiels auch an der Plakatierung erkennbar wird.
Im Übrigen gehe ich davon aus, dass die Stadt es fertig bringt, den Rathausturm so rechtzeitig zum Sommer zu sanieren, dass wir wieder unseren „Kleinen Prinzen“ spielen und endlich unser 25-jähriges Jubiläum nachfeiern können.
Info und Termine: www.komoediantentheater.de
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