Özgür Cebe mit „Born in the BRD“ im Lutterbeker

Von Jörg Meyer

Lutterbek. Deutscher geht’s nicht, wenn Özgür Cebe im gut besuchten Lutterbeker zu den Klängen von Beethovens „Fünfter“ und Strauss’ „Zarathustra“ aus dem Off sein Programm „Born in the BRD“ anmoderiert.

„Produkt aus deutscher Disziplin und orientalischem Ehrgeiz“ – Özgür Cebe (Foto: www.oezguercebe.de)

Kein Wunder, er ist schließlich in Bielefeld geboren und somit eigentlich auch ein „Biodeutscher“. Wären da nicht die „armenischen, kurdischen und türkischen Wurzeln, also drei Feinde in einem Mann“. Der erste Lacher, der aber auch gleich ein bisschen im Halse stecken bleibt. Denn die Lage ist ernster denn je: Shitstorms auf Facebook, Flüchtlingskrise, rechte Populisten auf dem Vormarsch, Zoff mit dem türkischen Präsidenten Erdogan. Nicht aber, dass Cebe in der Flucht nach vorn darüber die üblichen leicht moralinsauren Witze machte. Er hat keine Angst vor heißen Eisen, schmiedet sie vielmehr, solange sie heiß sind. Schließlich sind sie für den Kabarettisten sämtlich Steilvorlagen. So nimmt er auch gleich – aktueller geht’s nicht – Erdogans „Reisewarnung“ für Türken in Deutschland aufs Korn.

Gutes Timing also in jeder Hinsicht, obgleich Cebe manche Pointe allzu lang hinausgezögert – bis kurz vorm Verpuffen. Aber auch davor hat der „Deutsche im Körper eines Ausländers, das Produkt aus deutscher Disziplin und orientalischem Ehrgeiz“ keine Angst. Wenn ein Witz nicht funktioniert oder im Kalauer absäuft, nimmt er auch das mit Humor. Und so kommt es zwischen den etwas länglichen Geschichten vom „Rassisten, der in uns allen steckt“, zu wirklichen Sternmomenten: Unglaublich komisch, wie Cebe deutsche Schlager „islamistisch“ umdichtet. Aus Roland Kaisers „Santa Maria“ wird „Santa Scharia“, und der Selbstmordattentäter mit Ladehemmung klagt „Tausendmal berührt, tausendmal ist’s nicht explodiert“ und muss noch ein bisschen warten, bis nicht „mit 66 Jahren“, sondern „mit 72 Jungfrauen das Leben anfängt“.

Aber Scherz beiseite, bei manchem heißen Eisen wird Cebe ernst. Etwa bei der Legalisierung von Cannabis, die er unbedingt befürwortet. Denn dass hinter dem Verbot die Pharma-Lobby steckt, die in der Heilwirkung von Cannabis Konkurrenz für ihre Pillen sieht, ist wohl nicht bloß eine Verschwörungstheorie.

Infos: www.oezguercebe.de