Die Bürgergalerie in der Fördesparkasse zeigt zu seinem 80. Geburtstag neue Bilder Eberhard Oertels
Von Hannes Hansen
Kiel. Er ist einer der bekanntesten Maler nicht nur Schleswig-Holsteins. Und einer der wandlungsfähigsten. Auf Eberhard Oertels Anfänge in den fünfziger und sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Stil des Tachismus der École de Paris folgten die kalt glitzernden, penibel und hyperrealistisch gemalten Bilder einer lebensfeindlichen technoiden Welt, seit über zwanzig dann die von einer ganz eigenen und unverkennbaren Mischung aus Abstraktion und Realität geprägten Werke. Sie hängen in der Hamburger und der Kieler Kunsthalle, auf Schloss Gottorf, in Schulen, Rathäusern, anderen öffentlichen Einrichtungen und bei privaten Sammlern.
Zu Eberhard Oertels 80. Geburtstag zeigt die Hans-Henseleit-Stiftung in der Bürgergalerie der Förde-Sparkasse eine Reihe seiner in den letzten acht Jahren entstandenen Bilder. Sie alle sind mit bis zu sechs Farbschichten, der Auslöschung jeder persönlichen Pinselspur als künstlerische „Handschrift“ und einer meist außerordentlichen kühlen Farbgebung, die oft genug ein kräftiges, aggressives Rot konterkariert, von fast fotorealistischer Genauigkeit. Über einem Gerüst von Horizontalen und Senkrechten bringen Diagonalen, stürzende Linien, das Prinzip das Große klein, das Kleine groß zu malen, oft der Verzicht auf die Perspektive, Verdichtung der Bildinhalte und abstrahierende Reduktion der Realität auf geometrische Grundmuster die scheinbar so festgefügte Welt ins Wanken und die Verhältnisse zum Tanzen.
Anders aber als bei den „reinen“ Konstruktivisten wie Piet Mondrian oder El Lisitzki, Rodtschenko und Malewitsch, denen es allein um die ästhetischen Qualitäten von Form und Farbe ging, verlieren diese Bilder nie den Bezug zur Realität. Ein immer wieder auftretendes, in eine Welt kippender Wände und leerer Türrahmen gestelltes Fensterkreuz etwa verweist auf Brandanschläge auf Asylantenheime, ein schmaler grauer Streifen zwischen zwei Farbflächen ist die abstrahierende Darstellung einer Landstraße zwischen zwei Rapsfeldern. „Mir sind“, sagt Eberhard Oertel dazu, „die formalen Qualitäten meiner Bilder, sind Form und Farbe als Bedeutungsträger schon wichtig. Aber sie sollen nie den Bezug zu einer außerbildlichen Realität verlieren.“
Förde-Sparkasse, Hans-Henseleit-Stiftung Bürgergalerie Lorentzendamm 28-30, neue Bilder Eberhard Oertels, 26. Oktober bis 24. Januar. Katalog: Heft 39 der Reihe Ars Borealis
25. Oktober 2017 um 13:58
Hallo Hannes
Danke, Du hast Eberhard wirklich gut verstanden