Kiel feiert 2018 den Beginn der deutschen Revolution vor 100 Jahren

Von Christoph Munk

Kiel. Es geschah in den ersten Tagen des November 1918: Der Erste Weltkrieg war für das deutsche Kaiserreich verloren, als die Seekriegsleitung ihre Hochseeflotte zu einer letzten Schlacht gegen England auslaufen lassen wollte. Doch in ihrem Kieler Heimathafen widersetzte sich die Besatzung des III. Geschwaders gegen den Einsatzbefehl. Stattdessen traf sie sich mit Arbeitern im Stadtgebiet zu Streiks und Demonstrationen: Freilassung der Befehlsverweigerer, Beendigung des Krieges, Frieden, Freiheit, Brot – das waren ihre Forderungen. Was – juristisch betrachtet – als Meuterei begann, gilt als Auslöser der Revolution von 1918 und wird im Jahr des 100-jährigen Jubiläums als Aufstand für Demokratie in Deutschland verstanden.

Revolutionäre Matrosen lassen bei einem Kieler Fotografen ein Erinnerungsfoto schießen: „Hoch lebe die Freiheit, 5. Nov. 1918“ (Foto Anton Busch, Eigentum Kai Zimmer)

Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer nennt bei der Vorstellung des umfangreichen Jubiläumsprogramms den „Matrosenaufstand ein Ereignis von nationalgeschichtlicher Bedeutung“, sogar von weltpolitischem Gewicht, gerade in unseren Zeiten, in denen es darauf ankomme, für die Demokratie und den Erhalt ihrer Werte zu kämpfen. Darum, so  Kämpfer, „wollen wir im kommenden Jahr der mutigen Matrosen, Arbeiterinnen und Arbeiter gedenken, die für eine friedliche und freiheitliche Gesellschaft aufgestanden sind“.

Weil nach Ansicht von Kulturdezernent Wolfgang Röttgers Kiel mit den 100-Jahr-Feierlichkeiten „deutschlandweit in den Fokus rückt“, habe die Stadt mit vielen weiteren Beteiligten „ein spannendes und abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm auf die Beine gestellt“. Er sei sich sicher, so verkündete er vorab, „dass wir damit viele Menschen erreichen – von der Geschichtswissenschaftlerin über den Hobbyhistoriker bis zu den Theaterfreunden“. Zu einem der Höhepunkte zählt er die Sonderausstellung im Kieler Schifffahrtsmuseum „Die Stunde der Matrosen – Kiel und die deutsche Revolution 1918“ (ab 6. Mai 2018).

Postkarten- und Plakatmotiv zur Kampagne „Kiel steht auf“ im Jubiläumsjahr 2018.

Überwölbt wird das Jubiläumsjahr von einem Kommunikations- und Marketingkonzept, das unter dem Titel und mit dem Logo „Kiel steht auf“ von den Kieler Agenturen „gk Publik Relations“ und „boy“ entwickelt wurde. Sein Slogan: „100 Jahre Kieler Matrosenaufstand. Demokratie erkämpfen. Demokratie leben“. Das Konzept sieht vor, mit Postkarten und Plakaten das Thema im Stadtgebiet sichtbar zu machen. Zentrale Bedeutung erhält dabei der Begriff „Aufstand“ mit seinem Ursprungswort „Aufstehen“, das sich, so Agenturchefin Bärbel Boy, in Straßenbefragungen als überwiegend positiv bewertet erwiesen habe. Darum soll die Kampagne dazu animieren, „sich Gedanken zu machen, wofür es sich lohnt, auch 100 Jahre nach den revolutionären Ereignissen von Kiel aufzustehen und sich einzusetzen“.

Das ausgreifende Programm nimmt bereits in diesem Herbst mit Vorträgen, Konzerten, Ausflügen und mehr seinen Anlauf. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres lädt pünktlich am 1. Januar das Kieler Theater mit der Truppe DeichArt zu einer Zeitreise ins Kiel des Jahres 1918. Titel: „Ein Abend in der Deutschen Wacht“, Autor: Rolf Fischer, Regie: Daniel Karasek. Im Lauf des Jahres beteiligen sich die Kieler Bühnen am Revolutions-Thema weiter und unter anderem mit der Uraufführung der Oper „Falscher Verrat“ (Musik Marco Tutino, Libretto Luca Rossi, Wolfgang Haendeler) und mit der Wiederaufnahme des Stückes „Neunzehnachtzehn“ von Robert Habeck und Andrea Paluch. Dessen plattdeutsche Fassung wird zudem von der Niederdeutschen Bühne ins Repertoire genommen. Noch ist das äußerst umfangreiche Veranstaltungsprogramm nicht vollständig. Ebenso wenig die Besetzung der zentralen Erinnerungsfeier am 3. November 2018: Denn die Zusage von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steht noch aus.

Termine und Informationen: www.kiel.de/matrosenaufstand