LichtKlangKonzert in der Nicolai-Kirche

Von Jörg Meyer

Eckernförde. „Am Anfang war das Wort“, also ein Klang. „Es werde Licht!“, befahl Gott zudem seiner Schöpfung und meinte damit wohl beides. In der fast ausverkauften Nicolai-Kirche verbanden das Ensemble reflexion K nebst Gästen sowie die Lichtkünstlerin Gisela Meyer-Hahn Klang und Licht zu etwas wie einer synästhetischen Sinfonie.

Schon vor einem Jahr vereinten sich in der Nicolai-Kirche bei der „Langen Nacht der Kunst“ Neue Musik und Lichtspiel – ein Test, der nunmehr mit dem „LichtKlangKonzert“ buchstäblich einleuchtend ausgebaut wurde. Am Anfang steht John Cages „Ryoanji“, benannt nach einem Zen-Tempel in Kyoto. Cage gibt nur die Klangsphäre vor, die Instrumente sind „ad libitum“. Hier sind es der stoische „Gong“-Taktgeber (Johannes Fischer), Flöte (Beatrix Wagner) und Cello (Gerald Eckert). Dass man letztere beiden kaum unterscheiden kann, weil sie in den Obertönen miteinander verschmelzen, obwohl im Kirchenraum weit voneinander entfernt, gehört zu Cages Konzept. Glissandi gehen in den Instrumenten auf und ab, ein Sagen wie ein Fragen. Auch Meyer-Hahns Lichtkomposition reflektiert solche, taucht den Raum in durch das ganze Spektrum wandernde Farben, mal satt bunt, dann in pastell-blassen Tönen.

Gisela Meyer-Hahn hinter ihrer Lichtskulptur (Foto: ögyr)

Farben werden leise und laut ebenso in Morton Feldmans minimalistischen Klavier-Meditationen (Ninon Gloger) „Extensions 3“ und „Intermission 5“. Im Programm von fünf Werken bilden sie gleichsam die kontemplativen Zwischenspiele – oder auch „Rezitative“, wenn wir das Ganze als Licht-Klang-Oratorium und zugleich Film sehen/hören.

Die „Aria“ darin nach Cages „Choral“ bietet Isang Yuns „Quartett für 4 Flöten“. Von Bass- bis Piccolo-Flöte wird hier ein ganzes Organum aufgefahren, dunkel dröhnend bis schrill lichternd. Meyer-Hahn, sonst die Lichter eher „soft“ ein-, aus- und überblendend, lässt sie hier so wild aufblitzen und flackern, wie die Flöten umeinander flirren und flügeln. Durch die Apsis und die davor aufgebaute Lichtskulptur aus wellenförmig angeordnetem und mit reflektierender Aquarellfarbe bestrichenem Fächer von Stäben glimmen Regenbögen, die am Gemäuer der Kirchensäulen wiederhallen.

 

„Räumliche Abbilder der Zeitwege“ schafft Gerald Eckert in seiner Komposition „absence – traces éloignées“ („Abwesenheit – entfernte Spuren“) und damit auch eine Synästhesie, auf die Gisela Meyer-Hahn filmisch reagiert: Auf der Leinwand am „Himmel“ der Kirche und der aus Gaze gespannten im irdischen Kirchenraum sieht man Eckerts dirigierende Hände als Schattentheater. So wird Musik zum Lichtspiel und umgekehrt das Licht zu Musik.