Die Kieler Komödianten spielen ihre Version von St. Exupérys „Der Kleine Prinz“ in St. Nikolai

Von Christoph Munk

Kiel. „Manchmal bewirken auch die vielen Baustellen in Kiel etwas Gutes“, stellt Pastor Matthias Wünsche fest. Damit spielt er darauf an, dass wegen der Sanierung des Rathausturmes in diesem Sommer das Kieler Theater „Die Komödianten“ seine Freilicht-Version von Antoine de St. Exupérys „Der Kleine Prinz“ im Innenhof des Rathauses ausfallen lassen musste. Daraus könnte sich eine gute Gelegenheit ergeben, sagte sich der Pastor an St. Nikolai und bot Komödianten-Chef Markus Dentler an, im Rahmen seiner Reihe Offene Kirche mit seinem Theater in St- Nikolai am Alten Markt zu gastieren. Am Sonntag, 19. November, um 19 Uhr ist es so weit. Eine zweite Aufführung ist für Mittwoch, 29. November geplant.

Pastor Matthias Wünsche (li.) überlässt Komödianten-Chef Markus Dentler die  Kanzel in St. Nikolai. (Foto: Munk)

„Ich hab es öfter rühmen hören, ein Komödiant könnt’ einen Pfarrer lehren“, lässt Goethe den Famulus sagen, seinen Faust aber sogleich entgegnen: „Ja, wenn der Pfarrer ein Komödiant ist“. Nun ist Matthias Wünsche kein gelernter Komödiant, hat aber ein Herz für das Theater. Und bei einer Lesung im Rahmen der Luther-Feiern und bei einem Besuch des Privattheaters überzeugte er sich von der dort gepflegten künstlerischen Qualität. Keine Bedenken also, die „Prinz“-Aufführung in seine Kirche einzuladen.

„Unser Leitmotiv heißt ja“, sagt der Geistliche, „wir sind offen für alle, aber nicht offen für Alles“. Daraus ergibt sich für ihn, „es wird unter der Bedingung des Kreuzes und des Altars gespielt“. Dass St. Exupérys Märchen für Erwachsene in diese Umgebung passt, ist für Wünsche keine Frage. Er erkennt darin Überzeugungen, die seiner Konfession nahe sind, beispielsweise in dem Kernsatz „man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“. Oder er findet Übereinstimmungen in der Auffassung des Sterbens. Denn Exupérys Prinz löse sich von seinem materiellem Leib, wenn er am Ende seiner Erdenreise zu seiner Rose zurück geht, „nach unserem Glauben kehrt das Leben mit dem Tod zu Gott zurück“.

Dass der Kirchenraum ideal für eine Aufführung gerade dieses Stückes geeignet ist, darüber waren sich Wünsche und Dentler sofort einig, als sie sich spontan und per Handschlag über die gemeinsame Produktion einigten. Für den Komödianten gilt, „wer es in diesem Jahr nicht ohne unseren Kleinen Prinz aushält, wird jetzt für den Ausfall im Sommer entschädigt“. Er erfreut sich an der einmaligen Atmosphäre, der guten Akustik und den spannenden Spielmöglichkeiten. „Mit der Wanderung des Prinzen über seine Planeten entsteht in der Kirche ein ganzes Universum“, sagt der Theaterdirektor. Und Wünsche als Hausherr in St. Nikolai zögerte keinen Moment, dem König die Kanzel zu überlassen.

Am Sonntag also kann es losgehen: „Der Kleine Prinz“ in bewährter Freilicht-Version, angepasst an die speziellen Bedingungen in der Sankt-Nikolai-Kirche. Wie immer soll daraus ein Ereignis für die ganze Familie werden. Denn „alle großen Leute sind einmal Kinder gewesen“, heißt es in dem Stück, „aber wenige erinnern sich daran…“ Bestes Mittel dagegen: ein Theaterbesuch.

Info: www.komoediantentheater.de