Der Satiriker Shahak Shapira mit der Preview von „German Humor“ in der Räucherei

Von Jörg Meyer

Kiel. Als Internet-Aktivist und Aktionskünstler hat sich der jüdische Satiriker Shahak Shapira bisher hervorgetan, nun versucht er sich auch als Standup-Comedian. Als Preview testete er sein Programm „German Humor“ am Sonntag in der gut besuchten Räucherei.

Zieht die Schraube der Realsatire immer noch eine weitere Windung an: Shahak Shapira (Foto: shahak.de)

Wie geht Standup-Comedy, fragt er sich gleich am etwas zähen Anfang. „Es fällt mir schwer, gute Pointen zu finden“, gesteht er, der „auf der Bühne ehrlich“ sein möchte, und schaut flink bei „wikiHow“ nach, wie man es eben nicht machen soll. So bleibt es die erste halbe Stunde bei den Problemen mit der Pointe und auch mit dem Publikum, das als „Beta-Tester“ seines Programms mit den Lachern sparsam ist. Aber auch da hilft das Netz mit seiner Realsatire, deren Schraube Shapira wie auf seiner Facebook-Seite noch immer eine Windung weiter anzieht.

Reichlich Futter liefert dabei die Bewertungsplattform „Yelp“. Rapper Bushido regt sich dort – sehr deutsch – über den schlechten Service in der Postfiliale um die Ecke auf. Doch es kommt noch viel gruseliger realsatirisch, wenn Besucher von KZ-Gedenkstätten diese bewerten. „Buchenwald hat fünf Sterne, Auschwitz-Birkenau nur 4,5“, wundert sich Shapira nicht nur darüber, dass man KZs wie Restaurants bewertet. Grund für das schlechtere Abschneiden von Auschwitz: der unzureichende Besucherservice. Es sei (wohl wegen der langen Schlangen) „Glückssache, ins Lager zu kommen“, schreibt jemand. Außerdem seien die Beschriftungen „nur auf Polnisch und Englisch – das Deutsche fehlt hier eindeutig!“ Da kommen zwar die Lacher, aber bleiben ob der Infamie auch gleich wieder im Halse stecken.

Doch Shapira legt nach. Der Neonazi-Szene fehle es an Sachverstand und „qualifizierten Fachkräften“. Zum Beweis zeigt er unter dem Motto „Sieg Fail!“ Fotos von Hakenkreuz-Schmierereien – „leider alle falsch herum gemalt“. Solche Realsatire lässt sich kaum toppen, es sei denn als Satire der Satire. Und so regt sich der Verdacht, dass auch Shapiras Standup-Debüt eine Parodie ist, genauso wie die auf Gangsta-Rap und bramarbasierende Poetry Slammer. Weiter so mit der Entlarvung des „German Humor“, dann klappt’s auch mit der Pointe!